Während starke Regenfälle und die durch sie ausgelösten Überschwemmungen in den letzten Tagen in Südmarokko verheerende Zerstörungen verursacht haben und bislang mindestens 35 Todesopfer forderten, begann im Hohen Atlas der Winter.
Im höchsten Wintersportort Nordafrikas, Oukaïmeden, wurden vor kurzem mehr als 30cm Neuschnee gemeldet. Auch der Tizi n‘ Tichka-Pass, über den die N9 von Marrakesch über den Hohen Atlas nach Ouarzazate führt, ist mittlerweile eingeschneit und muss nun regelmäßig beräumt werden. Der Winter bietet Aktivurlaubern in Marokko ungeahnte Möglichkeiten — wo sonst kann man nachmittags auf über 2000 Höhenmetern die Pisten unsicher machen und kaum zwei Stunden später in einem Palmengarten lustwandeln?
Winterzauber im höchsten Skigebiet Nordafrikas
Skiurlaub in Marokko kann man entweder auf eigene Faust organisieren, mit einer lokalen Reiseagentur unternehmen (ca. 60€ pro Person) oder als Komplettpaket inklusive Flug, Zubringer nach Oukaïmeden, Führer und Unterkunft buchen. Das beliebteste und schneesicherste Skigebiet liegt am 3268 Meter hohen Djebel Oukaïmeden und befindet sich nur etwa 70 Kilometer südlich von Marrakesch. Im Winter kann Skiausrüstung in Oukaïmeden gegen Gebühr ausgeliehen werden. Von Oukaïmeden geht es mit einem Lift hinauf in das überwältigende Bergpanorama des Hohen Atlas und von dort auf den Brettern wieder hinunter.
(Foto: simon_music, wikimedia)
Neben Abfahrt mit Ski oder Snowboard gibt es noch weitere Wintersportangebote im Hohen Atlas. So bietet die Reiseagentur Altas and Saharatours zum Beispiel eine geführte 6-Tage-Ski-Trekkingtour an (ab 520€ pro Person), die in Imlil beginnt und über die umliegenden Berge führt. Weniger im Stil einer alpinen Expedition sind einfache Tageswanderungen, die gerade im Winter ihren eigenen Reiz haben können.
Ausrüstung für Tagestouren im Winter
Der Schnee und das von ihm reflektierte Sonnenlicht lassen die Winterlandschaft in einem völlig anderen Glanz erscheinen, Geräusche werden von der weißen Stille verschluckt, die Natur scheint eine andere. Das Winterwandern gehört wohl zu den meditativsten Formen des Trekkings, stellt allerdings auch höhere Ansprüche an Ausrüstung und Fitness als Wanderungen im Sommer.
Schuhe
Gute Wanderschuhe sind für das Wintertrekking unabdingbar. Sie sollten wasser- und schneedicht sein und eine relativ steife und griffige Sohle haben, um Halt zu gewährleisten. Empfehlenswert sind Materialkombinationen aus Leder und Membranen wie zum Beispiel Gore-Tex, damit der Schuh atmen kann und man nicht schwitzt. Weiterhin sollte man auf ein isolierendes Thermofußbett achten, um sich gegen die Bodenkälte zu schützen. Diese Isolationsschicht ist häufig aus Schaumstoff, Filz oder Fell beschaffen. Wer hoch hinaus will, sollte darauf achten, dass die Schuhe steigeisentauglich sind. Von leichten Turn- oder Trekkingschuhen ist abzuraten — sie reichen häufig nicht hoch genug, sind selten wasserdicht und bieten wenig Stabilität.
Socken
Gute Socken zum Winterwandern sind warm, transportieren schnell die auftretende Feuchtigkeit, bieten einen sicheren Halt und schaffen ein angenehmes Fußklima im Wanderschuh. Häufig werden bei Trekkingsocken verschiedene Material wie Merinowolle, Polyamid oder Elasthan kombiniert. Mein persönlicher Favorit sind die Falke Walkie Light Trekkingsocken.
Bekleidung
Üblicherweise unterscheidet man zwischen drei Bekleidungsschichten. Die erste Schicht bildet die Unterwäsche, die nicht nur gut sitzen und weich sein sollte, sondern auch besonders atmungsaktiv, um den Schweiß so schnell wie möglich vom Körper wegleiten zu können. Diesen Anforderungen werden langärmlige Shirts und lange Thermounterhosen aus Merinowolle besonders gut gerecht. Die zweite Schicht besteht idealerweise aus einem sehr warmen Fleeceprodukt und ist relativ winddicht, sie sollte bei anstrengenden, aber schneefreien Aufstiegen ausreichen. Die dritte, äußere Schicht sollte starkem Regen, Schnee und Wind standhalten können, aber gleichzeitig die vom Körper abtransportierte Feuchtigkeit von innen nach außen verdampfen lassen. Normalerweise benutzt man hierfür eine Funktionsjacke mit Kapuze, setzt man jedoch auf eine sehr warme zweite Schicht, so tut es auch eine hochwertige Regenjacke.
Für die Wahl der richtigen Hose, gilt es darauf zu achten, dass diese über die Schuhe reicht und vor Wind und Nässe nicht kapituliert. Für diesen Zweck werden unzählige Funktions- oder Skihosen angeboten. Was auf keinen Fall geht, sind Jeanshosen — die werden sofort nass und trocknen nie wieder! Ebenfalls ins Gepäck gehören vernünftige Handschuhe, eine warme Mütze und Schlauchtuch oder Schal. Bei anspruchsvolleren Wintertouren kann auch eine Sturmhaube sehr angenehm sein. Günstige Funktionskleidung etablierter Outdoormarken wie The North Face oder Jack Wolfskin wird von vielen Online-Shops während der saisonalen Schlussverkäufe oder im Rahmen von Kollektionswechseln zum Teil stark vergünstigt angeboten.
Gamaschen
Nützlich sind weiterhin Gamaschen, die bei starkem Regen oder Wanderungen durch nasses Gras oder tiefen Schnee verhindern, dass Feuchtigkeit von außen in die Schuhe eindringen kann. Gamaschen gibt es in unterschiedlichen Preisklassen, man sollte beim Kauf darauf achten, dass sie stabil verarbeitet sind und bis kurz unter die Knie reichen. Finger weg von Billiggamaschen mit Riemchen aus Gummi — die kauft man zweimal!
Grödel, Steigeisen und Wanderstöcke
Zum trittsicheren Wandern auf vereisten oder verschneiten Untergründen können Grödel hilfreich sein. Sie können auch mit vielen Schuhen verwendet werden, die nicht steigeisentauglich sind. Grödel werden einfach unter den Schuhen befestigt und sind relativ leicht, bieten jedoch nicht die Stabilität wie Steigeisen und besitzen keine Metallzacken an ihrer Spitze. Für richtige Gletschertouren reichen Grödel nicht aus, hier braucht man Steigeisen und die dafür geeigneten Schuhe. Mitunter kann man sich Steigeisen auch vor Ort ausleihen, wie zum Beispiel in Imlil (Djebel Toubkal).
Wanderstöcke sind im Sommer eine praktische Hilfe — im Winter sind sie unverzichtbar! Man sollte auf keinen Fall die großen Telleraufsätze vergessen, denn diese sorgen auch bei weichem Schnee für einen relativ stabilen Stand.
Wichtige Ausrüstung im Rucksack
Für eine Winterwanderung sollte man nicht nur ausreichend Proviant mitnehmen, sondern auch ein paar Gegenstände, die im Notfall lebensrettend sein können. Dazu gehören neben einer Stirnlampe — falls man sein Ziel nicht rechtzeitig erreicht und mit Wanderstöcken im Dunkeln wandern muss — auch eine Trillerpfeife, um auf sich aufmerksam machen zu können. Weiterhin ein Biwaksack oder eine Rettungsdecke aus Aluminium, die man bei Pausen als wasserdichtes Sitzkissen nutzen kann, ein aufgeladenes Handy, Kompass oder GPS-Gerät (ich verwende ein Oregon 700 von Garmin, das ich im verlinkten Text vorstelle) mit Batterien sowie eine aktuelle Karte des Wandergebiets. Je nach nach Wetterlage und Zielgebiet sollten auch Grödel oder Steigeisen mitgeführt werden.
Wenn ihr eine Winterwanderung in den Bergen plant, solltet ihr auf keinen Fall einen der wichtigsten Gegenstände überhaupt vergessen: eine gute Sonnenbrille, denn das vom Schnee reflektierte Licht blendet und raubt die Sicht, während der frostige Wind die Augen tränen macht.