Karte und Track herunterladen, wichtige Adressen als Wegpunkte speichern, Batterien aufladen und los — so einfach kann Navigation heutzutage funktionieren, zum Beispiel mit dem Oregon 450 von Garmin, das in diesem Testbericht vorgestellt wird.
Zwar lassen Navigationsgeräte und deren Bedienung Neulinge erstmal an frustrierende Nächte am Rechner denken, doch erlaubt das Thema GPS auch Anfängern einen einfachen Einstieg, der später Schritt für Schritt vertieft werden kann. Mit dem Oregon 450 habe ich mich für einen gelungenen Allrounder der mittleren Preisklasse entschieden, der nicht nur Outdoor, zum Beispiel beim Trekking, Mountainbiking, Geocaching oder Joggen eine gute Figur macht, sondern sich auch bei Städtetrips und im Auto bewährt hat.
Auspacken, Karte kopieren und anschalten — in einer Viertelstunde ist die Basisfunktionalität des Gerätes ohne irgendwelche Geheimtricks oder zusätzliche Software hergestellt: Das Navi sucht sich selbstständig Satelliten, stellt die Verbindung her und zeigt die Karte sowie die momentane Position darauf an. Wegpunkte, Höhenprofile, Tracks und vor allem die Bearbeitung der Karten nach eigenen Bedürfnissen ist dann das nächste Kapitel, doch zunächst erstmal zurück zur Vorstellung des Gerätes.
Aufbau und Beschaffenheit
Die Gerätevorderseite des Oregon 450 wird durch den Touchscreen bestimmt, über den später alles gesteuert wird. Die abnehmbare Rückseite ist mit einer Haltevorrichtung ausgestattet, an welcher der mitgelieferte Karabiner oder aber auch ein Auto-, Fahrrad- oder Gürtelhalter befestigt werden kann (siehe Zubehör). Hinter der abnehmbaren Rückseite liegen das wasserdichte Batteriefach sowie ein Steckplatz für eine MicroSD-Karte. Auf der Unterseite des Gehäuses befindet sich eine kleine Öse für die Montage einer Handschlaufe, die leider nicht im Lieferumfang enthalten ist, sowie ein USB-Anschluss, der sich hinter einer Gummiabdeckung versteckt.
Das Gehäuse ist stabil verarbeitet, liegt gut in der Hand und lässt sich sowohl von Rechts- als auch von Linkshändern einhändig bedienen. Batteriefach und USB-Anschluss sind gut abgedichtet. Nach Angaben von Garmin kann das Gerät auch ein kurzes Wasserbad überstehen (Wasserdicht gemäß IPX7). Das habe ich in dieser Form noch nie ausprobieren müssen, aber bei der Benutzung während starker Regenfälle ist diese Eigenschaft sehr beruhigend. Insgesamt macht das Oregon 450 einen sehr wertigen Eindruck.
Bedienung
Das Navigationsgerät hat eine ganze Menge Funktionen an Bord. Dazu gehören unter anderem ein barometrischer Höhenmesser, ein elektronischer 3-Achsen-Kompass mit Neigungskorrektur, ein Reisecomputer und die Unterstützung von Geocaches. Trotzdem sind die Menüs sehr übersichtlich konzipiert, so dass sich die Bedienung auch für Neulinge ohne die nur bedingt hilfreiche Bedienungsanleitung intuitiv erschließen lässt.
Man kann die bereits hinterlegten Profile (Geocaching, Freizeit, Auto, Marine, Fitness) nutzen oder eigene Profile erstellen und dort spezifische Einstellungen (z.B. die Art des Routings) verändern. Der Touchscreen reagiert erstaunlich genau, jedoch muss man bei der Bedienung ein wenig stärker drücken als bei einem Smartphone. Dafür lässt er sich aber problemlos mit Handschuhen bedienen und funktioniert auch dann noch störungsfrei, wenn die Regentropfen bereits eine kleine Pfütze auf dem Display gebildet haben.
Im Internet findet man Stimmen einiger Radfahrer, die mit dem Display des Oregon 450 unzufrieden sind und abhängig von Sonnenstand und Blickwinkel Schwierigkeiten beim Ablesen hatten. Wer zu Fuß unterwegs ist, kann das Gerät in den richtigen Winkel kippen oder notfalls seine Hand als Sonnenschutz gebrauchen, auf dem Fahrrad geht das nicht so einfach. Man findet aber auch gefühlt ebenso viele Berichte von Fahrradfahrern, die mit dem Display zufrieden sind und die die beschriebenen Probleme nicht kennen.
Beim Nachfolgemodell Garmin Oregon 700* wurde diese Kritik berücksichtigt und das Display verbessert. Einen Eindruck vom Handling der Oregon-Navis gibt das folgende englischsprachige Video.
Garmin Oregon 450 in der Praxis
Der GPS-Sensor des Oregon 450 arbeitet sehr gut und zuverlässig — selbst in den schmalen Gassen der Medina von Marrakesch habe ich fast nie einen vollständigen Ausfall des Satellitenempfangs erlebt und hatte stattdessen einen digitalen Stadtplan mit vielen Zusatzinformationen in der Tasche, der mir stets sagen konnte, wo ich mich befinde. In geschlossenen Gebäuden verliert man dagegen regelmäßig die Satellitenverbindung.
Das Oregon 450 wird von Werk zusammen mit einem leichten Karabiner geliefert, mit dem es am Rucksack befestigt werden kann und bei Bedarf schnell zur Hand ist.
Kartenmaterial: Garmin versus OpenStreetMap
Das Oregon 450 wird in zwei Ausführungen verkauft: mit (450t) und ohne (450) vorinstallierte Basiskarte Europa. Ich würde unbedingt zur günstigeren kartenfreien Version raten, denn die mitgelieferte Basemap ist wenig brauchbar und den Aufpreis nicht wert. Generell sind die von Garmin angebotenen Karten nicht gerade billig. Die Topo Deutschland* kostet beispielsweise fast 50 EUR. Jedoch gibt es mit OpenStreetMap (OSM) eine sehr gute und kostenlose Alternative. Die freien OSM-Karten sind teilweise für bestimmte Nutzertypen wie Fahrradfahrer (openmtbmap.org) oder Wanderinnen (freizeitkarte-OSM.de) optimiert und mit nützlichen Zusatzinfos angereichert.
Für Regionen außerhalb Deutschlands gibt es selbstverständlich ebenfalls OSM-Karten, mit denen ich unter anderem in Italien, Marokko, Dänemark, Ungarn, Schottland, Spanien oder Thailand gute Erfahrungen gemacht habe. Vor allem dann, wenn es wie in Marokko oder der Toskana nicht möglich war, topographische Karten in Papierform vor Ort zu kaufen.
Inzwischen speichere ich mir schon bei der Reiseplanung bestimmte Wegpunkte wie die Hoteladresse an Start- und Zielort oder markiere mir die Position von Sportgeschäften, in denen ich später Gaskartuschen kaufen will. Mit dem Navi sind so auch Stadtbusse in unbekannten Städten für mich durchschaubarer geworden und ich habe einen besseren Überblick, wann ich lieber aussteigen sollte, um schnell an mein Ziel zu kommen.
Auf Portalen wie gpsies.com findet man Tracks und Wegpunkte vieler Wandergebiete, so dass man sich schon bei der Reiseplanung Karte und Routen kostenlos herunterladen und auf das Navigationsgerät übertragen kann.
Batterien
Die Akkulaufzeit des Oregon 450 wird von Garmin mit 16 Stunden angegeben. Dieser Wert ist im Dauerbetrieb realistisch.
Wenn ich beim Wandern keinen Track aufzeichne und das Gerät im Energiesparmodus betreibe und ausschließlich dann einschalte, wenn ich mich orientieren will, lässt sich die Lebensdauer der Batterien noch wesentlich verlängern. Für Tageswanderungen sind die Akkulaufzeiten also absolut ausreichend. Auf längeren Touren oder bei anderen Anforderungen, zum Beispiel permanent voller Displaybeleuchtung beim Mountainbiken, ist eine kürzere Laufzeit zu erwarten.
Der große Vorteil des Oregon 450 ist auf jeden Fall, dass es mit AA-Batterien (angebotene Betriebsmodi: Alkaline, Lithium, NiMH-Akkus) betrieben wird, die man notfalls an jeder Tankstelle beziehungsweise in fast jedem kleinen Laden der Welt zu kaufen kriegt. Ich habe mir für mein Garmin hochwertige NiMH-Akkus von Ansmann* gegönnt.
Fazit: Das Oregon 450 ist ein großartiges Allround-Navi!
Das Garmin Oregon 450 ist ein überzeugendes Navigationsgerät, das sich für viele Outdoor-Aktivitäten anbietet. Die übersichtliche Menüstruktur macht es auch Anfängern leicht, das Gerät intuitiv zu bedienen und die ersten Schritte mit dem Navi zu machen. Kompass und Satellitenempfang funktionieren tadellos. Die Karten werden flüssig dargestellt und auch die Trackaufzeichnung läuft hervorragend. Ist die gewählte Karte sehr groß und mit vielen Wegpunkten versehen, so kann eine niedrigere Detailstufe für enorme Beschleunigung sorgen.
Verbesserungswürdig ist die Geschwindigkeit der Datenübertragung über den USB-Anschluss und die dürftige Bedienungsanleitung. Die beschriebenen Displayprobleme einiger Fahrradfahrer gehören seit dem verbesserten Nachfolgemodell Oregon 600 offenbar der Vergangenheit an. Abgesehen vom veränderten Display und etwas mehr Speicher (1,5GB statt 850MB) unterscheiden sich beide Geräte jedoch kaum voneinander.
Ausstattung des Garmin Oregon 450
- Abmessungen: 58 x 114 x 35 mm
- Anzeige: 3″Farb-Touchscreen 38 x 63 mm, 240 x 400 Pixel (7,6 cm Diagonale)
- interner Speicher: 850 MB
- barometrischer Höhenmesser
- elektronischer Kompass (3 Achsen, Neigungskorrektur)
- Sonnen- und Mondkalender
- Protokoll Drahtlosverbindung: ANT+
- PC-Schnittstelle: USB
- Kartenslot für microSD
- Gewicht: ca. 140g (192,7g mit Batterien)
- Stromzufuhr: 2 AA-Batterien (nicht im Lieferumfang enthalten)
- Betriebsdauer: ca. 16 Stunden
- unterstützt drahtlose Übertragung von Wegpunkten, Tracks, Routen und Geocaches an andere kompatible Geräte der Garminserien Oregon, Colorado und Dakota
- unterstützt Wherigo-Caches und chirp-Suche
- Preis: Das Oregon 450 ist faktisch nicht mehr zu bekommen. Das Nachfolgemodell Garmin Oregon 700* gibt es ab etwa 250 Euro.
Zubehör für Oregon-Navis
Vom drahtlos angeschlossenen Trittfrequenzsensor bis zur Halterung für die Windschutzscheibe gibt es jede Menge Zubehör für die Navigationsgeräte der Oregon-Serie zu kaufen. Die wichtigsten im Überblick.
Speicherkarten & Displayschutz
Angesichts des geringen internen Speichers (850MB, die OSM-Deutschlandkarte hat etwa 1,2GB) würde ich mir auf jeden Fall eine externe Speicherkarte kaufen. Ich nutze eine 16GB-Class-4-Karte von SanDisk* (<10 EUR), die tadellos funktioniert. Ebenfalls von Beginn an empfohlen wird die Verwendung einer Schutzfolie für das Display (ca. 7 EUR), die es im Dreierpack* gibt und mit etwas Übung blasenfrei auf den Touchscreen gerakelt werden kann.
Halterungen und Cases
Das Oregon 450 ist mit einem leichten Karabiner ausgestattet, mit dem sich das Gerät beim Wandern schnell und unkompliziert am Rucksack, dem Tragegurt einer Umhängetasche oder auch am Gürtel befestigen lässt. Meistens benutze ich dieses System, aber wenn Gewicht keine große Rolle spielt, transportiere ich es auch gerne in einem Garmin Hardschalen-Case* (ca. 20 EUR), das sich am Rucksack befestigen und um 90° aufklappen lässt. Auf diese Weise kann ich mit Trekkingstöcken laufen und muss sie nicht aus der Hand nehmen, wenn ich auf das Navi gucken will. Ist aber Gewicht relevant, so lasse ich das Case zuhause und umwickle mein Garmin mit einem T-Shirt. Die Garmin Rucksackhalterung* (ca. 18 EUR) von Garmin ermöglicht die Befestigung des Oregon, ohne das dieses herumbaumelt. Für die Befestigung im Auto gibt es ein Garmin KFZ-Kit* von Garmin (ca. 40 EUR) sowie eine inoffizielle Fixierung* (ca. 12 EUR). Ähnlich sieht es mit der Befestigung am Fahrrad aus, auch hier gibt es eine offizielle* (ca. 18 EUR) und eine inoffizielle* (ca. 10 EUR) Halterung.
externe Sensoren und Messgeräte für die Fitness
Das Oregon 450 beherrscht drahtlosen Datenempfang über ANT+, mit dem sich verschiedene Sensoren und externen Gadgets an das Gerät anschließen lassen. Garmin verkauft zum Beispiel einen Temperatursensor*, bietet speziell für Sportler einen Brustgurt zur Herzfrequenzmessung* (ca. 45 EUR) an und hält für Radfahrer einen Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor* (ca. 33 EUR) bereit. Ich habe bislang noch keines dieser Features ausprobiert.
Update der Firmware
Fast alle GPS-Geräte von Garmin werden mit regelmäßigen Firmware-Updates versorgt. Wie die Aktualisierung der Betriebssoftware beim Oregon funktioniert, steht in diesem Artikel.
*Amazon
(Fotos: Trekking Marokko)
Ich finde das eine tolle Idee, den eigenen Reisebericht für Produktempfehlungen zu nutzen.
Sehr gut!