Desertec: Baubeginn des größten Solarkraftwerks in Marokko

Die kühne Idee vom Strom aus der Wüste hat einen großen Schritt nach vorne gemacht — im marokkanischen Ouarzazate beginnen die Bauarbeiten für das größte Solarkraftwerk der Welt.

Am vergangenen Freitag setzte König Mohammed VI. in Ouarzazate den ersten Spatenstich für den Desertec-Piloten, ein insgesamt 700 Millionen Euro teure Mega-Projekt, das Ende 2015 fertiggestellt werden und anschließend aus der Energie der Sonne eine Leistung von 160 Megawatt produzieren soll.

desertec solar marokko (Foto: Filmstill, Desertec. Strom aus der Wüste)

Das Desertec-Projekt musste in den vergangenen Monaten einen schweren Rückschlag hinnehmen, denn mit den beiden großen Unternehmen Bosch und Siemens haben sich zwei wirtschaftliche Schwergewichte von der internationalen Desertec-Planungsgesellschaft Dii abgewendet. Dii ist ein Zusammenschluss von über 50 Großkonzernen, um die Idee vom Strom aus der Wüste voranzutreiben. Mit dem Baubeginn des weltweit größten Solarkraftwerks, Ouarzazate 1, wird aus der Desertec-Utopie, ein Fünftel von Europas Strombedarf bis 2050 durch Solarenergie aus Nordafrika und dem Nahen Osten abdecken zu können, ein ganz reales Projekt, an dem die Dii jedoch nicht beteiligt ist. Die Planungsgesellschaft hofft jedoch darauf, Aufträge für weitere solare Projekte in Marokko zu bekommen.

Ouarzazate 1 wird vorerst keinen Strom für Europa produzieren, die Kapazitäten sind für den eigenen Energieverbrauch von mehr als einer halben Million Marokkaner bestimmt. Das Königreich versucht, sich langfristig aus der Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger zu befreien. Bis 2020 sollen deswegen fünf solarthermische Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2000 Megawatt entstehen. Eingedenk der Windkraftanlagen läge der Anteil regenerativer Energien in Marokko dann bei 42 Prozent. Der Bau des ersten Kraftwerks wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit 115 Millionen Euro gefördert. Diese Zahlung erfolgt in Abstimmung mit anderen beteiligten Geldgebern wie der Weltbank, der afrikanischen Entwicklungsbank und der Europäischen Kommission. In den kommenden Jahren wird die deutsche Regierung den Bau marokkanischer Solarkraftwerke mit weiteren 650 Millionen Euro unterstützen.

Befürworter des Desertec-Projekts argumentieren mit dem regenerativen Energieträger Sonne, der Unabhängigkeit Marokkos von Energieimporten sowie dem zukünftigen ökonomischen Potenzial, einen Teil des europäischen Strombedarfs produzieren zu können. Gegner der geplanten marokkanischen Solaranlagen kritisieren vor allem den Wasserverbrauch, den die Wartung der Kraftwerke mit sich bringt.

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