Nach wütenden Protesten: Marokkos König Mohammed VI. widerruft umstrittene Begnadigung des spanischen Kinderschänders

Die Begnadigung eines wegen Kindesmissbrauchs zu 30 Jahren verurteilten Spaniers löste am vergangenen Freitag wütende Proteste bei der marokkanischen Bevölkerung aus. König Mohammed VI beendete mit massivem Polizeieinsätzen die wütenden Proteste und revidierte den Beschluss. 

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(Filmstill euronews.com)

Die Prozedur wiederholt sich jedes Jahr und liest sich fast wie in den Märchen von 1001 Nacht. Zur Feier der Thronbesteigung des marokkanischen Königs Mohammed VI begnadigt der Monarch hunderte Kleinkriminelle, die gewöhnlicherweise wegen kleinerer Delikte inhaftiert wurden. 1044 waren es in diesem Jahr, 48 davon sind spanische Staatsbürger. Einer von ihnen heißt Daniel Galván Viña. Der gebürtige Iraker ließ sich 2005 im nordmarokkanischen Kenitra nieder und ist heute 64 Jahre alt. Vor zwei Jahren wurde er wegen sexuellen Missbrauchs an elf marokkanischen Kindern zu einer Freiheitsstrafe von 30 Jahren verurteilt.

Wütende Massendemonstrationen und geheimdienstliche Verwicklungen

Nachdem die Begnadigung von Galván bekannt wurde, brach ein Sturm der Entrüstung aus, der sich unmittelbar gegen die Entscheidung des Königs richtete. Landesweit demonstrierten tausende Marokkaner gegen die Amnestie des Vergewaltigers. Die Proteste wurden durch massive Polizeieinsätze beendet, bei denen Dutzende Demonstranten verletzt wurden. König Mohammed VI kündigte eilig an, den Fall zu untersuchen und ließ gestern mitteilen, dass er den Kinderschänder nicht begnadigt hätte, wenn er über dessen Verbrechen informiert gewesen wäre. Am Sonntagabend wurde in einer Erklärung des Palasts mitgeteilt, dass die Begnadigung von Galván zurückgezogen würde. Diese Entscheidung sei „in Anbetracht von Verfahrensfehlern, der Schwere der Verbrechen und aus Respekt vor den Opfern“ getroffen worden.

Galván hat Marokko inzwischen verlassen und sich über die Exklave Ceuta nach Spanien abgesetzt. Jetzt sollen sich die spanischen und marokkanischen Justizministerien verständigen, wie mit dem ausgereisten Spanier, dessen Begnadigung widerrufen wurde, umgegangen werden soll. Derweil weitet sich der Justizskandal weiter aus, denn es verdichten sich die Hinweise, dass der verurteilte Galván in Beziehung zum spanischen Geheimdienst steht und womöglich deswegen geschützt wird. Galván soll Offizier der irakischen Armee gewesen sein und gemeinsam mit ausländischen Geheimdiensten am Sturz Saddam Husseins gearbeitet haben. Der spanische Geheimdienst CNI bestreitet jedoch jede Zusammenarbeit mit ihm.

Sicherheitshinweise für Reisende

Am 6. und 7. August haben Menschenrechtsgruppen zu weiteren Großdemonstrationen in Casablanca aufgerufen. Noch ist es unklar, ob diese trotz des Widerrufs der Begnadigung stattfinden werden. Sorgen vor Unruhen und Aufständen brauchen Urlauber in Marokko nicht zu teilen, jedoch sollten sich Touristen nach wie vor ihres gesunden Menschenverstands bedienen und zu Demonstrationen gebührenden Abstand zu halten, um nicht am Ende selbst von den vermeintlichen Sicherheitskräften in Uniform verletzt zu werden. Hier findet ihr weitere Sicherheitshinweise für Marokko.

Empfehlungen:

  • Begnadigung von Kinderschänder sorgt für Proteste in Marokko (Der Westen, 04.08.2013
  • Kinderschänder und Spion (FR, 04.08.2013)
  • Marokkos König widerruft Begnadigung eines Pädophilen (ZEIT, 05.08.2013)
  • Proteste in Marokko: König kippt Begnadigung eines Pädophilen (Spiegel Online, 05.08.2013)

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