Mit dem Fahrrad in Marokko: Infos, Tipps, Touren und Reiseberichte

Marokko ist für Fahrradfahrer ein hervorragendes und gleichsam auch herausforderndes Reiseziel. Diese Sammlung nützlicher Infos, hilfreicher Links und inspirierender Reiseberichte soll bei der Planung und Vorbereitung weiterhelfen, um auf deiner eigenen Radreise Marokko zu erkunden.

Das Fahrrad ist nicht unbedingt das erste Verkehrsmittel, das man mit Marokko assoziiert. Doch unter eingefleischten Rad(fern)reisenden erfreut sich das Land großer Beliebtheit — zurecht, wie man mit Blick auf zahlreiche Reiseberichte und eine stetig wachsende Internetgemeinschaft für Fahrradtouren in Marokko erkennen kann. Dieser Artikel versucht, die wichtigsten Ressourcen und Links für Fahrradtouren in Marokko zusammenzuführen, dabei liegt der Fokus auf Touren in Südmarokko.

Mit dem Fahrrad in Marokko: Fahrradwege, Straßen und Verkehr

Als wir mit dem Bus die beiden Fahrradfahrer am Rand der Landstraße überholen, blicke ich mitleidig aus dem Fenster, denn Fahrradfahren in Marokko ist nicht vergleichbar mit velophilen Ländern wie Dänemark oder Deutschland: Einerseits gibt es so gut wie keine Fahrradwege, andererseits setzt die herausfordernde Topographie des Landes eine gute Grundkondition und die Bereitschaft zur Überwindung zahlreicher Höhenmeter voraus. Der raue Asphalt vieler Straßen kostet zudem ungewöhnlich viel Kraft und häufig ist mit Schlaglöchern, Bodenwellen oder plötzlich fehlendem Straßenbelag zu rechnen. Manchmal sind die Fahrbahnen nur eineinhalb Spuren breit, so dass dem Schwächeren häufig nur der Randstreifen zum Ausweichen übrigbleibt.

Fahrradtour in Marokko
(Foto: Trekking Marokko)

In größeren Städten ist der Verkehr hektisch und nervig, es wird gehupt und gestikuliert, es riecht nach Abgas und Benzin und auf den ersten Blick muss man befürchten, dass auf der Straße am Ende des Tages das Recht des Stärkeren zählt. Außerhalb der Ballungsräume hält sich der Autoverkehr jedoch in Grenzen. In abgelegenen Regionen oder auf Pisten begegnet man relativ selten Autos und kann ungestört die spektakulären Aussichten genießen. Bei den Gedanken an die Mobilität und die Freiheiten, die Radler unterwegs genießen, verwandelt sich mein Mitleid für die beiden überholten Fahrradfahrer in Wehmut. Viele landschaftlich herausragende Gegenden sind mit dem Auto nicht ohne weiteres erreichbar, von den traumhaften Übernachtungsplätzen, die sich mit dem Velo ansteuern lassen, ganz zu schweigen.

Regionen und Reisezeit

Die meisten mit Reiseberichten dokumentierten Fahrradtouren wurden in Südmarokko durchgeführt. Je nach Streckenlänge und Fitness der Teilnehmer bewegte sich die Reisezeit dabei in der Regel zwischen acht Tagen und vier Wochen. In dieser Zeit kann man einiges an Strecke schaffen und weil es eigentlich so gut wie überall die Möglichkeit gibt, Teilstrecken mit Bus oder Sammeltaxi relativ einfach zu überbrücken, lassen sich auch mehrere interessante Etappen gut miteinander kombinieren. 

Klassische Ausgangspunkte für Fahrradtouren in Südmarokko sind Agadir und Marrakesch, von wo aus man beispielsweise nach Süden in den Antiatlas fährt oder den Hohen Atlas überquert und den Sanddünen der Sahara entgegenradelt. Beliebt ist zum Beispiel die Tour von Marrakesch nach Zagora und retour, bei der man den Rückweg entweder durch das Draa-Tal oder — sofern es die Zeit erlaubt — über die Straße der Kasbahs wählt.

Was die Reisezeit angeht, so gibt es eigentlich fast keine Einschränkungen. Zwar sollte man auf eine Tour in die Sahara im Hochsommer verzichten, aber wie man den weiter unten verlinkten Reiseberichten entnehmen kann, ist selbst das möglich. In den heißen Sommermonaten sollte man sich meiner Meinung nach allerdings eher für Regionen an der Küste entscheiden.

Für viele Wiederholungstäter sind die Frühjahrsmonate zwischen Januar und März aufgrund der einsetzenden Blüteperiode die beliebteste Reisezeit. Aufgrund der Schneeschmelze können in dieser Zeit jedoch einige Pisten im Hohen Altas nicht besonders gut befahrbar sein, im Winter ist in hohen Lagen außerdem mit Schneefällen zu rechnen, die sogar noch im März zu einer kurzfristigen Sperrung der Pässe Tizi n’Test und Tizi n’Tichka führen können.

Ausrüstung für Radreisen in Marokko

Grundsätzlich unterscheidet sich die Ausrüstung für Fahrradtouren gar nicht so wesentlich von dem Equipment, das man bei anderen Outdoor-Aktivitäten nutzt. Obwohl es in den meisten Gegenden viele einfache Unterkünfte gibt, würde ich dazu raten, ein eigenes Zelt und rudimentäre Campingausrüstung wie Kocher, Schlafsack und Isomatte mitzunehmen einfach, um flexibler zu sein. Hinzu kommen natürlich noch einige Dinge rund ums Fahrrad.

Jan Cramer (Marokko per Rad), der seit 1995 insgesamt 18 Radtouren in Marokko gemacht hat, empfiehlt ein 26-Zoll-Rad mit Untersetzung und robuster Bereifung ohne all zu viel Profil sowie die Mitnahme von Ersatzteilen und Werkzeug. Beides ist oft nur in den größeren Städten Marokkos zu bekommen: „Lieber ein Teil zu viel, als das Entscheidende zu wenig. Dafür sind die Marokkaner im Notfall oft Meister der Improvisation.“

Auf der Packliste sollten daher neben Standardausrüstung wie Blinklicht, Fahrradhandschuhen, -taschen, -flaschen, -schloss und Luftpumpe unter anderem auch diese Werkzeuge stehen:

  • Bowdenzüge
  • Engländer
  • Ersatzspeichen
  • Fett
  • Flickzeug
  • Imbus (2,3,4,5,6,8)
  • Maulschlüssel (8,10,16,17)
  • Kabelbinder
  • Kranzabnehmer
  • Mersilenefaden
  • Kurbelabnehmer
  • Leatherman
  • Muttern
  • Nietendrücker
  • Nippelspanner
  • Pedalschlüssel
  • Schaltwerkschutz
  • Schlauch und Ventile stehen (Auszug Packliste Marokko per Rad).

Karten und Reiseführer

Tipps für autonome Stromversorgung bei der Radreise in Marokko

Wenn du dich während deiner Radreise autonom mit Strom versorgen willst, gibt es dafür zwei relativ einfache Möglichkeiten. Wenn du einen Nabendynamo benutzt, so kannst du mit dem innovativen E-Werk (Review) beim Fahren Strom erzeugen und dein Smartphone oder deine Powerbank laden.

Ich verwende ein faltbares Solarpanel von Anker, das ich während der Fahrt über meine Hinterradtaschen ausbreite. Von dort führt ein Kabel in eine der Gepäcktaschen und speist eine Powerbank. Das klappt richtig gut und auch an wechselhaft bewölkten Sommertagen in Dänemark ist die Powerbank abends geladen. Wenn ich länger bleibe, so kann ich das Panel auch einfach in die Sonne legen oder irgendwo aufhängen und Strom erzeugen.

Reiseberichte

Viele Fahrradtouren in Marokko wurden liebevoll dokumentiert. Die online veröffentlichten Reiseberichte können bei der Planung einer eigenen Tour sehr hilfreich sein, um zunächst einen allgemeinen Eindruck vom Radfahren in Marokko zu bekommen und die mögliche Route zu planen. Einige Reiseberichte bieten sich auch für eine weiterführende Recherche nach Straßenzustand, Unterkunfts- und Einkaufsmöglichkeiten oder der Versorgung mit Trinkwasser an, manchmal gibt es sogar die aufgezeichneten GPS-Daten der jeweiligen Tour.

Dennoch sind die Informationen mit Vorsicht zu genießen, denn viele Berichte sind schon etwas älter und in Marokko wird seit einigen Jahren massiv in die Infrastruktur investiert. Wo abgelegene Ortschaften damals stellenweise nur über Pisten erreichbar waren, führt heute oft eine frisch asphaltierte Straße zum Ziel. Als Informationsgrundlage kann ich aber trotzdem jedem Empfehlen, sich mit solchen Reiseberichten bei der Planung zu beschäftigen.

Fahrradrundreise von Fès über die Wüste und den Hohen Atlas (ca. 1600km)

im Jahr 2015 legten zwei deutsche Fahrradfahrer auf einer langen Rundreise mehr als 1600 Kilometer zurück. Die Route dieser Fahrradreise durch Marokko startete in Fès und führte südwärts entlang des Sahara-Randes bis nach Rissani. Von dort ging es zurück über den Hohen Atlas Richtung Norden an die Atlantikküste bis nach Casablanca. Die beiden haben die Fahrradtour in einem vierteiligen YouTube-Film dokumentiert.

Von Marrakesch nach M’Hamid und zurück (11 Tage, 1050km)

Diese Tour führte 2019 zwei Gravel-Biker von Marrakesch über das Atlasgebirge bis zur Wüste nach M’Hamid. Von dort ging es auf anderem Weg über den Hohen Atlas zurück nach Marrakech. Die beiden Radler legten hierbei innerhalb von elf Tagen eine Entfernung von über 1000km zurück.

Das Video zeigt die vielfältigen Landschaftsformen Südmarokkos. Und die sind zum Glück so faszinierend, dass man auch die Fotostrecken zwischen den kurzen Videosequenzen übersteht.

Von Agadir nach Zagora (2 Wochen, ca. 500km)

Zelten auf Radreise Marokko
(Foto: travlrs.com)

Fast 500 Kilometer haben Anja und Sejoko im Februar 2011 in Südmarokko zurückgelegt und darüber einen lesenswerten Reisebericht mit spektakulären Fotos verfasst, der von grandiosen Rastplätzen und gastfreundlichen Begegnungen erzählt, dabei aber auch viele Infos für Fahrradfahrer bietet.

Strecke: Agadir, Ait Baha, Igherm, Tata, Tagmoute, Tissint, Foum-Zguid, Agdz, Zagora, Taroudant (Bus-Transfer), Agadir.

Rundtour: von Agadir bis zur Wüste und zurück (29 Tage, 1900 km)

Stephan und Thomas Korn radelten im Hochsommer 2001 die große Runde von Agadir bis nach Zagora und zurück. Die beiden Brüder legten in 29 Tagen knapp 1900 km Strecke zurück. Die längste Tagesetappe der beiden Kilometerfresser betrug 200 km, dafür gab es aber auch den einen oder anderen Ruhetag. 

Diese Reise liegt inzwischen schon 22 Jahre zurück. Das marokkanische Straßennetz wurde seitdem weiter ausgebaut und viele Pisten sind heute asphaltiert. Trotzdem sind diesem Reisebericht einige Erfahrungswerte zu entnehmen, insbesondere zum Thema Wasserverbrauch beim Fahrrad fahren.

Radreise Marokko Route

Strecke: Marrakesch, Telouet, Ait Benhaddou, Boumalne, Erfoud, Merzouga, Alnif, Tazzerine, Zagora, Agdz, Tazenakht, Taliouine, Oulad-Teima, Tiznit, Tafraoute, Ait Baha, Agadir.

Von Marrakesch bis nach Zagora und zurück (22 Tage, 1444 km)

Einer großen körperlichen Herausforderung hat sich 2012 Uwe gestellt, der 22 Tage lang alleine mit dem Tourenrad in Südmarokko unterwegs war und dabei nicht nur 1444 km zurücklegte, sondern sich auch insgesamt 14800 Höhenmeter erkämpfte. Der Reisebericht liest sich zwar stellenweise etwas müheselig, doch wer ebenfalls Teile dieser Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen will, findet hier ein paar nützliche Informationen, allen voran die aufgezeichneten GPS-Tracks der Tour.

Strecke: Marrakesch, Ait Benhaddou, Ouarzazate, Skoura, Todra-Schlucht, Erfoud, Zagora, Tazenakht, Marrakesch

Marrakesch – Erg Chebbi – Marrakesch (15 Tage, 1116 km)

Martin unternimmt seit 1991 größere Touren und hat inzwischen 47 Länder befahren. Dreimal war er dabei mit dem Fahrrad in Marokko unterwegs, zuletzt 2007. Auf seiner zweiwöchigen Reise legte der ambitionierte Radsportler damals 1116 km zurück. Das Fahrrad hat das ohne Pannen durchgehalten, der Radler auch. Aus dem Reisebericht lassen sich für die eigene Tourplanung relativ wenig Informationen ziehen, dafür können viele schöne Fotos bestaunt werden.

Strecke: Marrakesch, Ouarzazate, Straße der Kasbahs bis nach Erfoud, Erg Chebbi, Zagora, Taroudant, Tizi n’Test, Marrakesch.

Mountainbike Team: Agadir – Antiatlas und Marrakesch – M’Hamid – Marrakesch (10 Tage, 921km)

Waltraud Schulze und Andy Heßberg vom Mountainbike Expedition Team haben sich auf Radtouren in entlegenen Regionen der Welt spezialisiert. 2009 und 2013 waren die beiden jeweils im Februar in Südmarokko unterwegs.

Fahrradtour Südmarokko Mountainbike Expedition Team

Ihre erste Tour im Februar 2009 begann in Marrakesch und führte über den Tizi n’Tichka nach Süden bis an den Rand der Sahara. Fazit der Tour: „Marokko hat uns sehr gut gefallen. Ein gutes Netz an Teerstraßen erlaubt das schnelle Überbrücken größerer Distanzen. Anspruchsvolle, spannende Pisten bringen Fahrspaß in toller Landschaft.“ 

Dem schön zu lesenden Reisebericht sind zwar auf den ersten Blick relativ wenig handfeste Informationen zu entnehmen, trotzdem geben die beiden einen interessanten und gut bebilderten Einblick in eine solche Tour. In ihrem Fazit empfehlen sie außerdem besonders lohnenswerte Pisten und raten von einer anderen Strecke ab.

Strecke: Marrakesch, Tazenakht, Foum Zguid, M’Hamid, Draatal, Nkob, Boulmane Dades, Skoura, Ouarzazate, Ait-Benhaddou, Telouet, Marrakesch

Im Februar 2013 reisten Waltraud Schulze und Andy Heßberg abermals nach Marokko. Vom Start- und Zielpunkt Agadir führte sie ihre Rundtour in den Antiatlas. In etwa 10 Tagen legten sie 921 km zurück und fuhren einen großen Bogen zurück nach Agadir. „Alles in allem war es eine angenehme, unkomplizierte und landschaftlich sehr abwechslungsreiche Tour. Wir werden definitiv wieder kommen…“

Auch dieser Reisebericht wartet mit tollen Fotos, wunderschönen Übernachtungsplätzen und informativen Eindrücken der Straßen- und Pistenverhältnisse auf. Nützlicherweise wurden die GPS-Daten der Tour veröffentlicht.

Strecke: Agadir, Inezgane, Biougra, Ait Baha, Tamessoult, Icht, Assa, Tafraoute, Massa-Nationalpark, Agadir

Wer eine eigene Fahrradtour in Marokko plant, findet im Internet mittlerweile zahlreiche Informationen über mögliche Strecken und die richtige Ausrüstung. Besonders hilfreich finde ich die folgenden Ressourcen.

  • Marokko per Rad (wichtigste thematische Website mit unzähligen Hinweisen und einem angeschlossenen Forum, an dem niemand vorbeikommt, der es ernst meint)
  • Radreise-Wiki (dieses Wiki enthält zwar noch nicht besonders viele Informationen, ein paar hilfreiche Links findet man aber trotzdem)
  • Mountain biking around Tafraoute (auf dieser englischsprachigen Seite geht es um Touren in der Region Tafraoute, für die teilweise GPS-Daten angegeben werden)
  • auf der privaten Webseite von Jan Cramer (Marokko per Rad) findet man gute Tipps, wie man sein Fahrrad optimal im Flugzeug transportieren kann

3 Kommentare

  1. ich heisse Said Bahaddou, 25 Jahr alt und komme aus Marokko aus Demnate bei Marrakesch. Ich bedanke mich ganz herztlich bei ihnen für die Berichte, ich finde sie sehr sehr intaressant, um nur zu erfahren, was die Anderen bei uns erleben oder einfach ihre Erfahrungen mit uns teilen. Ich habe auch einen Reisebericht über meine Reise nach Deutschland, wo ich 2 Monate verbracht habe: http://saidbahaddou06.blogspot.com/2015/10/in-der-besten-stadt-stuttagrt_31.html

  2. Hallo,
    Wir fahren mit dem Fahrrad von Marrakesh nach Agadir.
    Wir sind zu viert, Und möchten mit dem Bus zurück nach Marrakesch.
    Kann man die Fahrräder auch mit dem Bus transportieren

    Grüße aus dem Allgäu
    Wilfried

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