Das UNESCO-Weltkulturerbe ehrt weltweit Orte von unschätzbarem Wert – Zeugnisse menschlicher Kreativität und kultureller Entfaltung. In diesem Artikel erfährst du mehr über das UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko und den Hintergrund der begehrten Auszeichnung.
Marokko ist ein Land mit einer kulturhistorischen Vielseitigkeit, die den vielfältigen Landschaften entspricht. Das UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko ist Zeugnis der menschlichen Geschichte und der Naturgewalten. Diese Weltkulturerbstätten erzählen Geschichten von alten Zivilisationen, kreativen Genies und der ewigen Schönheit der Erde selbst. Sie sind Orte, die die Zeit in Form von Bauwerken, Kunstwerken und natürlichen Wundern eingefangen und bewahrt haben.
Die Stätten des UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko sind Ausdruck von der historischen Bedeutung und der natürlichen Schönheit des Landes. Sie dienen auch als lebendige Zeugnisse für kulturelle Identität und künstlerisches Erbe.
Inhalt
- 1 Was bedeutet der Titel Weltkulturerbe
- 2 Die neun Stätten vom UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko
- 2.1 Die Medina von Fès (1981)
- 2.2 Die Medina von Marrakesch (1985)
- 2.3 Das Ksar Aït-Benhaddou (1987)
- 2.4 Die Medina von Meknès (1996)
- 2.5 Die Ausgrabungsstätte Volubilis (1997)
- 2.6 Die Medina von Tétouan (1997)
- 2.7 Die Medina von Essaouira (2001)
- 2.8 Die Hafenstadt El Jadida (2004)
- 2.9 Die Hauptstadt Rabat (2012)
- 3 Vorschlagsliste für weitere UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko
Was bedeutet der Titel Weltkulturerbe
Die Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturerbe ist eine hoch angesehene internationale Anerkennung, die Orte aufgrund ihrer einzigartigen und authentischen Charakteristika erhält. Die Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) verleiht diesen Titel, um jenen Kulturstätten besondere Aufmerksamkeit zu schenken, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Bedeutung für die Menschheit geschützt und erhalten werden müssen.
Die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes umfasst insgesamt 1.121 Stätten weltweit (Stand Oktober 2019). Neun davon befinden sich in Marokko, einem Land mit einer reichen kulturellen Geschichte und atemberaubenden natürlichen Sehenswürdigkeiten.
Insgesamt umfasst die Liste des UNESCO Welterbes weltweit 1.121 Stätten (Stand Oktober 2019). Neun davon in Marokko. Eine vollständige Liste, sortiert nach Ländern, findet sich hier bei Wikipedia.
Kriterien für den Titel „Weltkulturerbe“
Die Ernennung einer Stätte zum Weltkulturerbe basiert auf einer Vielzahl von Kriterien, die von der Auszeichnungskommission festgelegt und bewertet werden. Diese Kriterien beinhalten unter anderem die Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität der Stätte. Sie spiegeln den historischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Wert wider, den die Stätte für die Weltbevölkerung hat.
Die UNESCO hat eine Reihe spezifischer Kriterien definiert, darunter die Darstellung eines Meisterwerks menschlicher Kreativität, die Darstellung eines bedeutenden Zusammenflusses menschlicher Werte bezüglich der Entwicklung von Architektur, Technologie, Großplastik, Stadtentwicklung oder Landschaftsgestaltung, oder die Darstellung eines außergewöhnlichen Zeugnisses von einer kulturellen Tradition oder einer existierenden oder untergegangenen Kultur.
Unterscheidung zwischen Kulturerbe und Naturerbe
Das Weltkulturerbe der UNESCO ist in zwei Hauptkategorien unterteilt: Kulturerbe und Naturerbe. Die Unterscheidung zwischen Kulturerbe und Naturerbe ist entscheidend, da die Anforderungen an den Schutz, die Erhaltung und die Kriterien für die Anerkennung je nach Kategorie variieren.
Kulturerbe beinhaltet Denkmäler, architektonische Ensembles und Stätten, die einen bedeutenden Wert für die menschliche Geschichte und Kultur darstellen. Dies kann durch ihre künstlerische Leistung, ihre historische Bedeutung oder ihre Rolle im Austausch menschlicher Ideen und Werte verdeutlicht werden.
Naturerbe umfasst natürliche Formationen mit ästhetischer, wissenschaftlicher oder umweltschutzbezogener Bedeutung. Dies kann natürliche Landschaften, geologische oder physiographische Formationen und signifikante Naturstätten einschließen.
Schließlich gibt es auch gemischte Stätten, die sowohl bedeutende kulturelle als auch natürliche Merkmale aufweisen und somit in beide Kategorien fallen.
Die neun Stätten vom UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko
Die UNESCO führt die folgenden neun marokkanischen Orte und Sehenswürdigkeiten als Teil des Weltkulturerbes auf:
- Die Medina von Fès (1981)
- Die Medina von Marrakesch mit Agdal-Gärten und Menaragärten (1985)
- Die befestigte Stadt Aït-Ben-Haddou (1987)
- Die Medina von Meknès (1996)
- Die Ausgrabungsstätte Volubilis (1997)
- Die Medina von Tétouan (1997)
- Die Medina von Essaouira (2001)
- Die früher portugiesische Stadt El Jadida (2004)
- Die Hauptstadt Rabat (2012)
Die Medina von Fès (1981)
Die Medina von Fès ist das Herzstück der reichen Kulturgeschichte Marokkos. Gegründet im 9. Jahrhundert, zählt Fès zu den größten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Städten der Welt. In ihren engen, verwinkelten Gassen finden sich antike Moscheen, belebte Souks, Koranschulen und Paläste, die die exquisite islamische Architektur zeigen.
Die Medina ist ein lebendiges Museum, in dem Handwerker noch traditionelle Handwerkskunst ausüben. Fès beheimatet auch die älteste Universität der Welt, Al-Qarawiyyin, und unterstreicht damit seine Bedeutung als Zentrum des Wissens. Diese zeitlose Stadt gewährt einen Einblick in Marokkos lebendiges Erbe und beständige Traditionen.
Die Medina von Marrakesch (1985)
Die Medina von Marrakesch ist einzigartig. Im Herzen der Stadt erhebt sich die Koutoubia-Moschee mit ihrem beeindruckenden 77 Meter hohen Minarett. Zu den weiteren Highlights zählen der prächtige Bahia-Palast, die kunstvoll gestalteten Saadier-Gräber und der berühmte Djemaa el Fna. Dieser Platz bildet das pulsierende Zentrum der Altstadt, wo Besucher in den Souks Handwerkskunst, Gewürze und Kleidung entdecken.
Hier verschmilzt das traditionelle Leben mit der Magie von 1001 Nacht, und die lebendige Atmosphäre macht die Medina zu einem unverzichtbaren Ziel für jeden Marrakesch-Besucher
Das Ksar Aït-Benhaddou (1987)
Aït Benhaddou ist ein beeindruckendes Ksar am Fuße des Hohen Atlas, nahe Ouarzazate. Diese befestigte Lehmsiedlung besteht aus mehreren traditionellen Wohnburgen, die an eine mittelalterliche Festung erinnern. Ihre einzigartige Architektur und malerische Lage haben sie zu einem beliebten Drehort gemacht, unter anderem für Filme wie „Gladiator“, „Alexander“ und „Lawrence von Arabien“ sowie die Serie „Game of Thrones“.
Aït Benhaddou ist nicht nur ein bedeutendes kulturelles Erbe, sondern auch ein faszinierendes Beispiel für die traditionelle Bauweise Nordafrikas, die Besucher in eine längst vergangene Zeit versetzt.
Die Medina von Meknès (1996)
Die Medina von Meknès, seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe, spiegelt die reiche Geschichte einer der vier Königsstädte Marokkos wider. Gegründet im 11. Jahrhundert von den Almoraviden, erlebte die Stadt ihren Höhepunkt unter Sultan Mulai Ismail im 17. Jahrhundert, als sie zur Hauptstadt erhoben wurde. Besonders beeindruckend ist die bis zu 15 Meter hohe Stadtmauer mit prachtvollen Toren, die Meknès zu einer Festung machten.
Die Architektur der Stadt vereint islamische und europäische Einflüsse und zeigt Marokkos historisches Erbe. Da Meknès nahe der antiken Ausgrabungsstätte Volubilis liegt, kann man den Besuch beider Orte miteinander verbinden.
Die Ausgrabungsstätte Volubilis (1997)
Volubilis ist eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Marokkos und liegt etwa 30 km nördlich von Meknès. Diese ehemalige römische Stadt war einst ein blühendes Handelszentrum und beeindruckt heute durch ihre gut erhaltenen Ruinen, die über mehrere Kilometer verstreut sind. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten zählen der Triumphbogen des Caracalla, die Basilika, und die römischen Thermen.
Besonders bemerkenswert sind die farbenprächtigen Mosaike, die den Alltag und die Mythologie der Antike darstellen. Ein Besuch in Volubilis bietet eine faszinierende Reise in die römische Geschichte Nordafrikas.
Die Medina von Tétouan (1997)
Die Medina von Tétouan gehört seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe von Marokko. Die Stadt liegt nahe der Mittelmeerküste im Norden Marokkos und ist für ihren einzigartigen andalusischen Charme berühmt. Diese Einflüsse, die auf die maurische Rückkehr im 15. Jahrhundert zurückgehen, prägen die Architektur, Stadtplanung und Kultur der Stadt.
Im Vergleich zu anderen Medinas ist Tétouan eher klein, aber besonders authentisch und gut erhalten. Die von einer 5 km langen Stadtmauer mit sieben Toren umgebene Altstadt beherbergt enge Gassen, traditionelle Häuser und Handwerksbetriebe, die die Verbindung zwischen Marokko und Andalusien lebendig halten.
Die Medina von Essaouira (2001)
Die Medina von Essaouira, seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko, liegt an der Atlantikküste. Sie zeichnet sich durch ihren einzigartigen Mix aus marokkanischen und europäischen Einflüssen aus. Die im 18. Jahrhundert gegründete Hafenstadt, ehemals Mogador, beeindruckt durch ihre militärische Architektur, insbesondere die gut erhaltenen portugiesischen Festungsanlagen.
Anders als in vielen anderen marokkanischen Medinas verlaufen die Straßen Essaouiras geradlinig und symmetrisch, was der Stadt ein geordnetes, fast europäisches Erscheinungsbild verleiht. Essaouira heißt aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht ohne Grund “Stadt des Windes”. Die entspannte Stadt ist Ziel zahlreicher Wassersportler, die an der Atlantikküste kiten und surfen.
Die Hafenstadt El Jadida (2004)
Die portugiesische Stadt El Jadida gehört seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko. Sie liegt an der Atlantikküste Marokkos und ist ein faszinierendes Beispiel für den Austausch zwischen europäischen und islamischen Kulturen. Die Stadt, früher als Mazagan bekannt, wurde im späten 15. Jahrhundert von den Portugiesen als strategischer Stützpunkt auf dem Seeweg nach Indien gegründet.
Besonders beeindruckend sind die erhaltenen Bauwerke aus dieser Zeit, darunter die portugiesische Zisterne und die spätgotische Kirche. El Jadidas Festungsmauern und die charmante Altstadt mit weißen Häusern und blauen Türen erzählen von der Stadtgeschichte, die europäische und marokkanische Einflüsse vereint.
Die Hauptstadt Rabat (2012)
Rabat, Marokkos Hauptstadt, ist eine einzigartige Mischung aus traditioneller und moderner Architektur, die auf faszinierende Weise harmoniert. Die Stadt trägt seit 2012 den Titel UNESCO-Weltkulturerbe. Sie verbindet ihre historische Medina und die Kasbah des Oudaïas mit der modernen Ville Nouvelle, die während des französischen Protektorats im 20. Jahrhundert entstand. Die Kasbah mit ihren engen Gassen und der atemberaubenden Aussicht auf den Atlantik ist ein historisches Juwel, während die Medina arabische und islamische Einflüsse widerspiegelt.
In Rabat treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander, was der Stadt ihren unverwechselbaren Charme verleiht und Reisende mit ihrer Vielfalt anzieht. Die Stadt bietet zudem beeindruckende Sehenswürdigkeiten wie den unvollendeten Hassan-Turm und das Mausoleum von Mohammed V, die als wichtige Symbole der marokkanischen Geschichte gelten.
Vorschlagsliste für weitere UNESCO-Weltkulturerbe in Marokko
13 weitere Stätten in Marokko stehen derzeit auf der sogenannten Tentativliste der UNESCO, einer Vorschlagsliste für zukünftige Nominierungen.
Auf der Vorschlagsliste Marokkos für das Weltkulturerbe stehen derzeit:
- Die Oasenkette von Tighmert in der Prä-Sahara-Region von Wad Noun
- Die Oase Figuig
- Der Nationalpark Talassemtane
- Moulay Idriss Zerhoun
- Taza und die große Moschee
- Die Moschee von Tinmel
- Die antike Ruinenstätte von Lixus
- Die Grabstätte El Gour
- Die Grotte von Taforalt
- Das Gebiet des Ajgal-Drachenbaums
- Casablanca, Stadt des 20. Jahrhunderts, Schnittpunkt verschiedener Einflüsse
- Die Lagune Khnifiss
- Der Nationalpark Dakhla