Reisezeit, Routen und Regionen: Schritt für Schritt zur individuellen Rundreise in Marokko – Teil 2

Im zweiten Teil meiner Artikelserie über individuelle Rundreisen in Marokko soll es heute um grundsätzliche Überlegungen gehen, die vor der Planung einer eigenen Tour berücksichtigt werden sollten.

Im Internet lässt sich an zahlreichen Foren-Einträgen erkennen, dass viele, die einen Urlaub in Marokko planen, völlig falsche Vorstellungen von der Größe des Landes haben und deswegen die Entfernungen, die es unterwegs zu überwinden gilt, falsch einschätzen. In diesem Artikel erfahrt ihr, warum man innerhalb einer Woche nicht ganz Marokko bereisen kann und welche grundsätzlichen organisatorischen Fragen vor dem Beginn der Planung einer eigenen Rundreise beantwortet werden sollten.

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„Wir fliegen in den Sommerferien für sechs Tage nach Marokko. Dort wollen wir zunächst drei Tage Marrakesch angucken, eine Nacht in der Wüste verbringen und noch zwei Tage Strandurlaub am Atlantik machen. Kennt ihr eine Reiseagentur, die solche Trips anbietet oder kann ich das alleine organisieren?“ Hilfegesuche dieser Art erhalten in den einschlägigen Marokko-Foren fast immer dieselbe Antwort: Der Plan ist für die vorhandene Reisezeit zu ambitioniert und nicht zu schaffen, zudem ist der Hochsommer nicht der ideale Zeitpunkt für eine Wüstentour.

Wer sich nur eine Woche in Marokko aufhält, sollte es ruhiger angehen lassen. Denn eine richtige Rundtour ist in so kurzer Zeit kaum möglich, wenn man nicht den ganzen Tag im Auto verbringen will. In Fall der zitierten Frage sollte man sich auf einen Standort, zum Beispiel Marrakesch, konzentrieren, die Reise zweiteilen und einen Tages- oder Mehrtagesausflug an das Meer einplanen. Mehr ist in so kurzer Zeit leider nicht drin.

Essaouira-Marokko1600

(Essaouira, Foto: Trekking in Marokko)

Entfernungen und Reisezeit

Rundreisen in Marokko sind erst ab einer Reisezeit von mindestens 10 Tagen sinnvoll. Das hängt mit der Größe des Landes zusammen, mit der geographischen Verteilung sehenswerter Orte und der UNESCO-Weltkulturerbstätten sowie schließlich mit der Reisegeschwindigkeit. Diese beträgt aufgrund von Straßenführung und -zustand mit dem Auto in Marokko durchschnittlich nur etwa 60 Stundenkilometer, so dass man mit einer Entfernungstabelle ungefähr abschätzen kann, wie lang die jeweiligen Etappen sind. Von Agadir bis zu den Königsstädten im Norden sind es beispielsweise über 700 Kilometer.

Die Ergebnisse des Michelin-Routenplaners sind übrigens realistischer als die von Google Maps.

Djemaa el Fna Marrakech

(Auf dem Djemaa el Fna in Marrakesch, Foto: Riad Marrakesch)

Ein weiterer Aspekt, den man bei der Planung berücksichtigen sollte, betrifft die Reisezeit der Marokko-Rundreise. Die angenehmsten Temperaturen und die satteste Vegetation kann man im Frühjahr zwischen Februar und Mai erleben, auch im Herbst ist es sehr angenehm. Im Sommer ist dagegen mit hohen Temperaturen zu rechnen und die Küstenorte sind entsprechend frequentiert. In der Sahara und im Anti-Atlas wird es im Hochsommer so unerträglich heiß, so dass man den Wüstenausflug besser auf eine spätere Reise verschieben sollte, im Mittleren Atlas ist das Klima zu dieser Zeit hingegen wieder angenehm. Im Winter kann es aufgrund von Schnee- oder Regenfällen immer wieder Verkehrsstörungen auf den Pässen über den Hohen Atlas geben, ansonsten ist diese Zeit für eine Rundreise ebenfalls geeignet.

Attraktive Regionen und Ziele einer Rundreise

Die organisierten Rundreisen vieler Reiseveranstalter führen meistens entweder im Bus oder Geländewagen durch die vier marokkanischen Königsstädte Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat oder nach Südmarokko über die Straße der Kasbahs in Richtung Wüste und zurück nach Marrakesch; beziehungsweise weiter nach Westen an die Atlantikküste. Weiterhin gibt es zahlreiche Rundreisen, die auf unterschiedliche Interessen (Kunst und Kultur, Homestays, Golfen, Fahrradfahren) und Regionen (zum Beispiel Hoher Atlas, Tafilalet, Nordmarokko) zugeschnitten sind.

ait ben haddou

(Aït-Ben-Haddou, Foto: Trekking in Marokko)

Nimmt man die Routen kommerzieller Rundreisen genauer unter die Lupe, lassen sich relativ einfach Ziele und Regionen ableiten, die man nach eigenem Gusto in seine persönliche Rundreise integrieren kann. Dazu gehören zum Beispiel die Atlantikküste und die Stadt Essaouira, die vier Königsstädte Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat, das Rif-Gebirge und die blaue Stadt Chefchaouen, Tétouan am Mittelmeerdie Straße der Kasbahs und das Tal des Dades, die Wasserfälle von Ouzoud, die beiden Dünenlandschaften Erg Chebbi und Erg Chegaga, der Oasengürtel Tafilalet, die archäologische Stätte Volubilis, die authentische Stadt Taroudannt, der Anti-Atlas und die Stadt Tafraoute oder die berühmte Kasbah von Aït-Ben-Haddou. Und das sind nur die populärsten Orte — in Marokko gibt es noch wesentlich mehr zu entdecken!

Der nächste Schritt: Was will ich sehen, was ist zeitlich machbar?

Vermutlich steht der ungefähre Reisezeitraum bereits fest, so dass man sich nun überlegen kann, welche Orte man überhaupt entdecken will und ob diese zu der entsprechenden Jahreszeit überhaupt attraktiv sind. Wer eine Tageswanderung im Hohen Atlas einbauen möchte, sollte sich das im Winter zweimal überlegen, ähnlich verhält es sich mit Wüstentrips im Hochsommer und den damit verbundenen Anstrengungen der langen Anreise. In dieser Phase ist ein guter Reiseführer (einige wirklich gute Marokko-Reiseführer findet ihr hier) nützlich, um die große Auswahl etwas einzudampfen und die folgenden Fragen zu beantworten:

  1. Wann soll meine Rundreise stattfinden?
  2. Welche Regionen möchte ich dabei unbedingt entdecken und ist das zu dieser Jahreszeit auch sinnvoll?
  3. Sind die Entfernungen zwischen den angepeilten Zielen zu groß für die Reisedauer?
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(Foto: www.marokko2015.wordpress.com, hier geht es zum Reisebericht)

Auch die Reiseberichte anderer Marokko-Reisen können hilfreiche Inspirationsquellen sein.

Wie geht es weiter mit der eigenen Rundreise?

Im nächsten Teil der Artikelserie über individuelle Rundreisen in Marokko steht das Thema Transport im Fokus. Dabei wird es sowohl um die Anreise als auch um die Wahl der Verkehrsmittel gehen.

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