Mehr als 2000 Kilometer misst die marokkanische Küste an Mittelmeer und Atlantik. Hunderte Strände laden zu einem Badeurlaub ein, sei es im Anschluss einer Rundreise oder als Fluchtort vor dem deutschen Winter.
Wer an Badeurlaub in Nordafrika denkt, hat meistens Bildern von tunesischen oder ägyptischen Destinationen im Kopf. Doch beide Länder haben zuletzt aufgrund der politischen Lage mit schwindenden Gästezahlen zu kämpfen, während sich Marokko nach wie vor vieler Touristen erfreut, die dem europäischen Winter entkommen wollen.
Am Strand von Sidi Kaouki (Foto: Trekking Marokko, 2011)
Marokko ist zwar vor allem für Berge, Wüsten und Oasen berühmt, für labyrinthartige Souks, historische Architektur und quirlige Medinas, doch an der kilometerlangen Küste, die von der Westsahara bis zur Straße nach Gibraltar und weiter nach Algerien reicht, erstrecken sich hunderte Sandstrände, die für einen Badeurlaub im Anschluss an eine Rundreise prädestiniert sind.
Wassersportler kommen in der „Stadt des Windes“ voll auf ihre Kosten
Wer einen Strandurlaub in Marokko verbringen möchte, steht zunächst vor der Qual der Wahl, denn schon an der nördlichen Atlantikküste zwischen Ej Jadida und dem andalusisch geprägten Asilah finden sich zahlreiche schöne Orte, an denen man problemlos eine Woche verbringen könnte. Auch die südmarokkanische Küste hält einige Perlen bereit, zum Beispiel Essaouira.
Kitesurfer am Strand von Essaouira (Foto: Trekking Marokko, 2013)
Die portugiesisch geprägten Hafenstadt gehört nicht nur zu den Orten, die man auf einer Marokkoreise unbedingt besucht haben sollte, sie verfügt außerdem über einen fünf Kilometer langen Sandstrand. Die Stadt ist aufgrund der besonderen klimatischen Bedingungen besonders bei Kitesurfern beliebt und trägt nicht umsonst den Beinamen „Stadt des Windes“. Für einen gemütlichen Strandurlaub, bei dem man im Sand liegt und Zeitung liest, weht der Passat in Essaouira häufig zu stark. Wassersportler werden dort allerdings auf jeden Fall voll auf ihre Kosten kommen.
Badeurlaub, Surfkurs oder Abgeschiedenheit?
Zwanzig Kilometer südlich von Essaouira liegt das verschlafene Dorf Sidi Kaouki, in dem einst Jimi Hendrix verweilte. Hier kann man — vom Massentourismus unberührt — baden, strandwandern und hervorragend surfen. Es gibt eine handvoll kleiner Hotels und mehrere Surfschulen, bei denen man einen Kurs buchen kann. Wer bereits Erfahrungen im Windsurfen oder Wellenreiten hat, wird in Taghazout auf seine Kosten kommen. Der etwas schmuddelige Fischerort liegt ebenfalls zwischen Agadir und Essaouira und hat sich in den letzten Jahren zu Marokkos Surfspot Nummer eins entwickelt.
Keine Autostunde südlich von Taghazout liegt Agadir, das touristische Zentrum Marokkos. Acht Kilometer Länge misst der feinsandige Strand, der sich durch die großzügige Bucht der Stadt zieht. Agadir zählt 300 Sonnentage im Jahr und ist wegen seines mildes Klimas besonders bei Pauschaltouristen, die in einem der zahlreichen Strandhotels ihren Badeurlaub verbringen, als ganzjähriges Reiseziel beliebt. Die Stadt verfügt über eine moderne Infrastruktur und ist für einen Urlaub mit Kindern sehr gut geeignet. Obwohl die Stadt Agadir selbst so gut wie kein marokkanisches Flair versprüht, ist sie ein gut gelegener Standort für Tagesausflüge in die Umgebung, zum Beispiel ins Paradise Valley oder den Sous-Massa-Nationalpark.
Südlich von Agadir werden irgendwann die Ausläufer des Anti-Atlas spürbar, die bis an den Atlantik vordringen. Die steile Küste wird immer wieder von bezaubernden Buchten mit wenig besuchten Stränden unterbrochen. In kleinen Küstenorten wie Mirleft oder Legzira kann man sich zurücklehnen und entspannen. Hier gibt es keinen Pauschaltourismus, sondern jeweils nur eine handvoll inhabergeführter Hotels und ein paar Ferienappartements. Touristische Infrastruktur wie Nachtclubs, internationale Restaurants, Jetski-Verleiher und ähnliches sucht man dort allerdings vergeblich.
Gut zu wissen
Während man in der Bucht von Agadir ganzjährig baden kann, sind die Wassertemperaturen an der nordmarokkanischen Atlantikküste im Winter verhältnismäßig kühl. In den heißen Sommermonaten ist das Klima an der Küste angenehm mild, jedoch muss man sich während der marokkanischen Schulferien darauf einstellen, dass viele einheimische Familien ihren Urlaub am Meer verbringen. Häufig sind dann viele Hotels in dieser Zeit belegt und die Strände gut besucht. Wem die Vorstellung, den Urlaub zusammen mit zu vielen anderen zu verbringen, nicht behagt, sollte während der Ferien auf kleinere und abgelegenere Küstenorte wie Mirleft ausweichen. Die Unterkunft muss auch nicht zwangsläufig ein Hotel sein — an den meisten Küstenorten werden inzwischen auch Ferienwohnungen von Privatleuten oder Agenturen vermietet.
Sonnenuntergang in der Bucht von Mirleft (Foto: Trekking Marokko, 2008)
Bei der Wahl des Reiseziels spielt dann schließlich auch noch die An- und Abreise eine Rolle. Von Deutschland aus werden die küstennahen Flughäfen Tanger, Casablanca und Agadir angeflogen. Je abgelegener der Zielort ist, desto komplizierter wird die Anreise. Um dieses Problem zu lösen, haben sich im Raum Agadir einige Reiseagenturen auf Flughafentransfers spezialisiert und bieten beispielsweise die Abholung vom Flughafen und den Transport nach Essaouira an. Natürlich besteht auch immer die Option, diesen Weg eigenständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit einem Grand Taxi zurückzulegen.
Abseits des Pauschaltourismus in Agadir ist Marokko als Reiseziel für einen Strandurlaub noch relativ unbekannt, dabei finden sich an der endlos langen Atlantikküste unzählige schöne Strände, die darauf warten, entdeckt zu werden. Das gilt besonders für Wassersportler und alle, die es noch werden wollen, denn unter Surfern genießen vor allem die Buchten zwischen Agadir und Essaouira seit längerem einen hervorragenden Ruf. Angesichts der momentanen politischen Lage in Ägypten und Tunesien ist Marokko für Europäer inzwischen wohl das günstigste und am schnellsten zu erreichende Ziel, an dem es einerseits ganzjährig warm ist und das andererseits das Eintauchen in eine fremde Kultur ermöglicht.