Der „Götterweg“ Via degli Dei, der die italienischen Städte Bologna und Florenz miteinander verbindet, führt im Laufe einer mehrtägigen Wanderung mehr als 120 Kilometer durch die Ausläufer der Apenninen in die Toskana. Ein kurzer Reisebericht jenseits der marokkanischen Wandergebiete.
Ein Reisebericht aus Italien passt thematisch überhaupt nicht zu dieser Seite, da jedoch deutschsprachige Informationen über diese Tour im Internet wirklich rar und weit verstreut sind, möchte ich in diesem Artikel ein paar Tipps und Links festhalten, die für die Wanderung des Götterwegs nützlich sein können.
Auf dem Via degli Dei über 120 Kilometer zwischen Emilia-Romagna und Toskana
Ich wollte in den Osterferien in einer mediterranen Region wandern gehen, die ich günstig und schnell mit dem Flugzeug erreichen konnte. Nachdem Korsika aufgrund der hohen Berge und dem zu erwartenden Schnee genauso ausschied wie Sardinien, wo die einzige sinnvolle Fernwanderung für die vorhandene Zeit zu lang war, ging es kurzerhand auf den Via degli Dei, der auf 128 Kilometern Länge Bologna und Florenz beziehungsweise die Emilia-Romagna mit der Toskana verbindet. Auf alten Pilgerwegen und der über 2000 Jahre alten Römerstraße Via Flaminia führt diese Strecke über den Passo della Futa durch die einsame Bergwelt der Apenninen.
Während in den Tälern der Frühling bereits angebrochen war, bot sich mit zunehmender Höhe ein anderes Bild, das mit kahlen Bäumen, menschenleeren Waldwegen, viel Laub und bröseligem Schiefergestein eine manchmal morbide Aura ausstrahlte, die einen deutlichen Kontrast zu den malerischen Kulturlandschaften der Toskana mit ihren kleinen Siedlungen, Bauernhöfen und Kirchen bildete.
Bei hervorragendem Wanderwetter konnte ich fast die gesamte Tour, die in sieben Etappen zu schaffen ist, absolvieren. Da ich mich dafür entschieden habe, zwei Tage in Florenz zu verbringen, musste ich schon nach sechs Tagen aussteigen und das letzte Stück mit dem Bus fahren. Das klappte auch relativ reibungslos, denn die Tour bietet fast jeden Tag die Möglichkeit, zu unterbrechen und einen Bus bis zum nächsten Punkt oder direkt nach Bologna oder Florenz zu nehmen.
Anreise und Laufrichtung
Um während der Osterfeiertage nicht in Florenz ankommen zu müssen, bin ich den Via degli Dei andersherum als üblich gelaufen und habe nicht in Bologna, sondern ebendort begonnen, außerdem flog der günstigste Rückflug, den ich mit dem Skyscanner finden konnte, von Bologna und nicht von Florenz ab. Auf dem Hinflug konnte ich knapp 80 Euro sparen, weil ich nicht direkt nach Florenz, sondern ins nahegelegene Pisa geflogen bin. Von dort bin ich eine gute halbe Stunde direkt mit einem vorab gebuchten Shuttlebus weiter zum zentralen Bahnhof (Santa Maria Novella) an den Altstadtrand von Florenz gefahren.
Die Laufrichtung auf dem relativ gut markierten Weg spielt keine besonders große Rolle. Auf beiden Seiten der Berge warten einige anspruchsvolle Aufstiege, die insbesondere nach Regenfällen zum Teil sehr unangenehm sein dürften. Ansonsten ist der Götterweg die meiste Zeit moderat und auch für mäßig trainierte Wanderer zu meistern. Wer in Bologna beginnt, darf sich auf den letzten Tag freuen, denn schon von Weitem sieht man den Dom, der sich mit seiner großen Kuppel majestätisch über Florenz erhebt.
Flüge (Skyscanner) und Airport-Shuttle:
- Günstige Flüge von Deutschland nach Bologna
- Günstige Flüge von Deutschland nach Florenz
- Günstige Flüge von Deutschland nach Pisa
- Shuttlebus Pisa – Florenz
Hotels und Unterkunft
Es bietet sich an, die Tour in Bologna oder Florenz zu beginnen. In beiden Städten gibt es zahlreiche B&B, Hostels, Hotels und Pensionen, die man vorab über Booking.com buchen sollte. Denn während der Saison sind viele Hotels ausgebucht. Ich wohnte in Florenz im Lilium Hotel. Dieses Hotel befindet sich in einem zentral gelegenen, stilvollen Stadthaus, von dem ich zu Fuß nur etwa 3 Minuten zum Bahnhof oder in die Altstadt brauchte. In Bologna landete ich mit dem B&B Cristina Rossi einen echten Glückstreffer. Das Apartment befand sich in einem anmutigen und stilsicher restaurierten Gebäude, war modern eingerichtet und perfekt gelegen. Auch hier brauchte ich nur wenige Minuten zum Flughafen-Shuttle (6 EUR) und verortete mich unmittelbar in der Altstadt.
Der Via degli Dei lässt sich auch ohne Zelt als mehrtägige Wanderung durchführen. Bei sinnvoller Etappeneinteilung bietet sich jede Nacht ein B&B an, das jedoch mit 40-80 EUR pro Nacht für zwei Personen die Reisekasse auf Dauer belastet. Wildcampen ist zwar offiziell nicht erlaubt, trotzdem fanden sich auf jedem Etappenabschnitt mehrere potenzielle Stellplätze. Mitunter ging es auch nicht anders, weil mehrere Zeltplätze auf der Strecke erst Mitte April öffnen. Eine zusätzliche Option bieten einige B&Bs, die einen Garten oder eine Wiese als günstigen Zeltplatz anbieten.
Karten, OpenStreetMap und GPS
Das größte Problem bestand darin, eine geeignete Karte für die Wanderung zu besorgen. Das ist mir weder online noch vor Ort in Florenz gelungen. Auch in Bologna, wo die Wanderkarte Via degli Dei vertrieben werden soll, konnte ich nirgendwo eine entdecken. Schlussendlich bin ich mit einem sicheren Vorrat AA-Batterien, einer OpenStreetMap und meinem Garmin Oregon 450 aufgebrochen. Diese Entscheidung sollte ich zu keinem Zeitpunkt bereuen.
Auf gpsies.com habe ich einen Track des Nutzers atena60 gefunden, der die 128,74 km lange Strecke gelaufen ist und auf der Online-Plattform seine sauber getrackte Route zur Verfügung stellt. Zusammen mit der Karte, die ich mir für die Strecke zurechtgeschnitten und auf mein Garmin Oregon kopiert habe, war das eine sichere Kombination, vor allem auf den Abschnitten, wo vergangene Unwetter viele der Bäume entwurzelt haben, die früher Wegmarkierungen trugen. Zudem habe ich mir die Adressen meiner Unterkünfte als Wegpunkte gespeichert, so dass ich die Hotels sofort auffinden konnte und während der innerstädtischen Busfahrten an Haltestellen aussteigen konnte, die in der Nähe meiner Unterkunft lagen.
- Track: Via degli Dei (gpsies.com)
- Anleitung OpenStreetMap für GPS-Geräte
Reiseführer
Es gibt mit Ingrid Retteraths Italien: Trans-Apennin Via degli Dei — Götterweg leider nur einen deutschsprachigen Reiseführer, der den Weg von Bologna nach Florenz beschreibt. Wer von dem handlichen Buch ein Kompendium mit zahlreichen relevanten Information — Stichwort: Wasserquellen — zur Wanderung erwartet, wird leider enttäuscht. Ein Reiseführer, der einerseits darauf hinweist, dass Informationen über Unterkünfte aus Platz- und Gewichtsgründen nicht recherchiert wurden, aber andererseits mit unzähligen überflüssigen Details über die Entwicklung des eigenen Kindes langweilt, verdient diese Bezeichnung nicht. Ähnlich redundant sind auch die 41 farbigen Abbildungen: Statt Kartenausschnitten oder informativen Bildern sind fast ein Viertel davon Porträts der Autorin — mal mit, dann wieder ohne Kind.
Da es leider keinen anderen deutschsprachigen Reiseführer gibt, würde ich trotzdem jedem, der auf dem Via degli Dei wandern will und Infos zur Planung braucht, zähneknirschend den Kauf dieses Buches anraten. Zur Ehrenrettung sei ergänzt, dass sich aus dem Reiseführer trotzdem nützliche Tipps und Infos, z.B. Busverbindungen, Übernachtungsmöglichkeiten und geschichtliche Hintergründe ziehen lassen. Das Buch kostet wenig Geld und nimmt kaum Platz wegnimmt, so dass man mit dem Kauf keinen Fehler begeht.
Weitere Tipps für Trekking auf dem Via degli Dei
Zum Abschluss noch einige Hinweise zu Gaskartuschen, Wasser und Ausrüstung.
Gaskartuschen
Wer seine Reise in Florenz beginnt, kann sich die Suche nach einem Outdoor- oder Sportladen im Zentrum ersparen. Außer Stechkartuschen in einem Werkzeugladen gegenüber der großen Markthalle geht nichts. Im Gewerbegebiet von Florenz befindet sich dafür ein gigantischer, jedoch nur mit Bus (etwa 1Km entfernt halten die Linien 28 und 57) oder Taxi erreichbarer, Decathlon, in dem die berühmten blauen Bajonettventilkartuschen von CampingGaz angeboten werden — Kartuschen mit Schraubverschluss gibt es auch dort nicht.
Wasser
Man kann die Strecke so planen, dass man jeden Tag an einer Siedlung vorbeikommt, um Wasser zu besorgen. In der verlinkten OpenStreetMap sind außerdem mehrere Quellen eingetragen, von denen fast alle während der Osterferien Wasser führten, das ich entweder mit meinem Wasserfilter oder mit Micropur behandelt habe. Wer wild zeltet, sollte sich rechtzeitig um einen angemessenen Wasservorrat bemühen, denn außerhalb der Siedlungen und der Quellen gibt es keinen Tropfen!
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
---|---|---|---|---|
MICROPUR Forte MF 1T Wasserentkeimung Trinkwasser, 100 Tabletten | 23,77 EUR | Bei Amazon kaufen | ||
KATADYN 8019670 Wasserfilter Hiker Pro-Transparent | 68,69 EUR | Bei Amazon kaufen |
Ausrüstung
Wie bei jeder Bergwanderung, die nicht zur Tortur werden soll, gilt: Weniger ist mehr! Daher heißt es auch auf dem Via degli Dei, das Gepäck so weit wie möglich zu reduzieren. Da man je nach Tourplanung mehrere Nächte auf über 800 Höhenmetern verbringt, würde ich trotzdem zu einem warmen Schlafsack raten, zumindest außerhalb des Hochsommers. Weiterhin sind Trekking-Stöcke sehr nützlich bis unabdingbar, denn viele Wege sind sehr regenanfällig und nicht selten führen sie wahlweise durch tiefe Pfützen oder über matschigen Waldboden. Außerdem schont man die Knie bei den Auf- und Abstiegen, die man mit Gepäck nicht unterschätzen sollte. Das Thema GPS wurde ja bereits angesprochen: wer eins hat, sollte es unbedingt mitnehmen!
Fazit: Via degli Dei — mediterranes Trekking-Vergnügen
Der Götterweg hält zwar einige anstrengende Passagen bereit, eignet sich aber auch für mäßig trainierte Wanderer und lässt sich mühelos in unterschiedlich lange Etappen einteilen. An den günstig zu erreichenden Start- und Zielpunkten Bologna und Florenz kann man sich gut auf die Region einstimmen und die Trekking-Tour kulturvoll ausklingen lassen. Das italienische Savoir-vivre und die ehrliche toskanische Küche lassen sich hervorragend in einer traditionellen Osteria erfahren, von denen mehrere fast am Wegesrand stehen und förmlich darauf warten, hungrige Wanderer in die Cucina Italiana einzuführen. Der Via degli Dei ist kein Geheimtipp, lohnt sich aber wirklich!
alle Fotos: Trekking in Marokko