Im dritten Teil der Artikelserie über individuelle Marokko-Rundreisen stehen Anreise, Transport und Fortbewegung im Vordergrund. Will man mit dem eigenen Fahrzeug, einem Mietwagen oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein? Wie findet man einen günstigen Flug? Wie lassen sich Reisekosten sparen?
Nach den ersten beiden Teilen der Artikelserie sollte schon ungefähr klar sein, in welchem Zeitraum die Rundreise geplant ist und welche Regionen Marokkos auf dem Programm stehen sollen. Der dritte Teil nimmt das marokkanische Verkehrsnetz in den Blick und soll eine Entscheidungshilfe sein, die einerseits die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Fortbewegungsmittel vorstellt und andererseits Tipps für cleveres Routing und eine günstige An- und Abreise gibt.
Teile der Artikelserie:
- Einleitung und Überblick
- Reisezeit, Routen und Regionen
- Anreise, Flug und Fortbewegung
- Hotels, Übernachtung und Unterkunft
- Interview mit Martin (Der Steppenwolf)
Verkehrsmittel in Marokko
In Marokko gibt es ein dichtes Verkehrsnetz und man kann die meisten Orte mit öffentlichen Verkehrsmitteln relativ gut und verhältnismäßig günstig erreichen — je abgelegener, desto mühevoller. Alle Städte werden durch diverse Fernbuslinien und ein lückenloses Sammeltaxi-Netz verbunden. Das Schienensystem der Bahn reicht von Nordmarokko bis nach Marrakesch. Doch nicht alle Rundreisen sind bei straffer Zeitplanung mit öffentlichen Verkehrsmitteln machbar: Mit einem eigenen Fahrzeug ist man einerseits schneller unterwegs, andererseits lassen sich damit problemlos Abstecher zu bestimmten Zielen abseits der Städte und Hauptstraßen unternehmen.
1. Unterwegs im eigenen Fahrzeug
Für Abenteurer und Weltenbummler, die die weite Anreise über Spanien nicht scheuen und das entsprechende Gefährt besitzen, ist das eigene Fahrzeug natürlich die erste Wahl. Ob Wohnmobil, Uni-Mog oder Landcruiser, das eigene Fahrzeug bietet nicht nur Unterkunft, sondern auch erheblichen Stauraum. Marokko ist nach wie vor ein Traumziel für private Expeditionen, das sich mit einem geländegängigen Fahrzeug noch viel besser erkunden lässt als mit der Eisenbahn. Diesen freien Reisemöglichkeiten steht ein gewichtiger Nachteil gegenüber: die weite und kostspielige Anreise. Zwar wird Diesel in Marokko sehr günstig verkauft, doch ist die Anreise nach Marokko inklusive Treibstoff, spanischer Autobahnmaut und Fähre — die für ein Wohnmobil und zwei Passagiere hin und zurück 200 Euro bis 400 Euro kosten kann — alles andere als günstig.
(Foto: www.marokko2015.wordpress.com)
Reiseberichte von Selbstfahrern:
- Marokko-Umrundung im umgebauten LKW
- Mit dem Zebra nach Marokko (Landcruiser-Tour)
- Marokko Offroad: Unterwegs im Armeelastwagen
- Mit der Pistenkuh durch Marokko
2. Mietwagen
Die Nachteile der langen Anreisen kennt man mit einem Mietwagen nicht. Ein Auto kann man sich in Marokko relativ unkompliziert ausleihen, neben lokalen Vermietern sind auch alle großen internationalen Verleiher vertreten. Mietwagen kann man unmittelbar am Flughafen oder an einem Standort in der Stadt übernehmen. Je nach Leihdauer, Saison, Versicherung und Fahrzeugklasse kostet ein Mietwagen in Marokko zwischen 20 Euro und 90 Euro pro Tag. Die internationalen Verleiher bieten eine Rückführung an, so dass man unbedingt die Option eines Gabelflugs für die An- und Abreise prüfen sollte. Auf diese Art könnte man die Rundreise zum Beispiel in Casablanca beginnen, wo man den Mietwagen direkt am Flughafen übernimmt, den man drei Wochen später in Marrakesch vor dem Rückflug wieder abgibt.
Ein eigenes Fahrzeug erhöht nicht nur den Bewegungsradius beim Reisen, man wird auch noch mit neuen Problemen konfrontiert, zum Beispiel mit der Suche nach einem Parkplatz in der autofreien Medina. Zudem ist es ärgerlich, wenn der Mietwagen mehrere Tage ungenutzt herumsteht, weil man einen längeren Zwischenstopp in einer Stadt macht.
Hier gibt es mehr Informationen und ein paar Preisbeispiele zu Mietwagen in Marokko.
3. Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn, Bus und Sammeltaxi
Marokko hat ein relativ dichtes Netz öffentlicher Verkehrsmittel. In Nordmarokko sind mehrere Städte mit einem Schienennetz verbunden, das bis Marrakesch reicht, das aber leider längst nicht das ganze Land abdeckt. Die Bahn ist ein zuverlässiges und bequemes Verkehrsmittel, das allerdings aufgrund des relativ übersichtlichen Schienennetzes nur bedingt für eine Rundreise nützlich ist, zum Beispiel, um schnell von Marrakesch nach Casablanca zu gelangen. Noch günstiger als die Bahn ist das gut funktionierende Bussystem, das einen Großteil des Landes bedient. Man sollte versuchen, mit den besser ausgestatteten Bussen der Anbieter CTM oder Supratours zu fahren, denn einige Billiglinien sind aufgrund des höheren Unfallrisikos in Verruf geraten. Bei den meisten Bussen werden die Rucksäcke im Gepäckraum des Fahrzeugs transportiert, wofür eine kleine zusätzliche Gebühr erhoben wird, die bei der Abgabe des Gepäcks zu bezahlen ist.
Schneller, aber etwas teurer als der Bus, ist das Grand Taxi — eine zum Sammeltaxi umgebaute Mercedes-Limousine, in der normalerweise sechs Personen befördert werden. Die Grand Taxis haben in jedem Ort einen eigenen Platz, der sich häufig neben dem Busbahnhof befindet. Für die angebotenen Strecken werden Festpreise verlangt. Man wartet, bis alle sechs Plätze belegt sind oder teilt sich den Preis der freibleibenden Sitze mit den anderen Mitfahrern. Wer seine Rundreise zufälligerweise für sechs Personen plant, findet keine unverbindlichere und spontanere Reiseform als Grand-Taxi-Hopping und kann die Fahrer mit etwas Verhandlungsgeschick und einem kleinen Aufpreis zu diversen Umwegen oder Zwischenstopps bewegen.
Busfahrpläne zur Orientierung (Preis, Reisezeit):
Die Qual der Wahl – das passende Verkehrsmittel
Die Wahl der passenden Fortbewegungsart hängt von vielen Faktoren ab, vor allem von Zeit, Reiseroute, Budget und nicht zuletzt der persönlichen Fahrbegeisterung. Eine pauschale Empfehlung kann es also nicht geben, aber man kann für sich selbst die folgenden Fragen beantworten und kommt damit einen Schritt weiter:
- Ist die Reisezeit lang genug, damit sich die Anreise mit einem eigenen Fahrzeug und die damit verbundenen Kosten lohnen?
- Wie hoch ist mein Reisebudget?
- Über wie viel Fahrerfahrung verfüge ich, insbesondere in bergigen Gegenden?
- Gibt es auf meiner Rundreise Ziele, die ich nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann?
- Plane ich längere Stadtaufenthalte, bei denen ein ungenutzter Mietwagen Geld kostet?
- Fühle ich mich unwohl, wenn ich zusammen mit fremden Menschen zum Beispiel im Taxi oder im Bus reise?
CTM-Bus zwischen Marrakesch und Agadir (Foto: Trekking in Marokko, 2013)
Eine Rundreise auf eigene Faust lässt sich mit allen aufgezählten Transportmethoden umsetzen, am Ende kommt vor allem auf die eigenen Bedürfnisse und den eigenen Geschmack an.
Anreise mit Flugzeug und clevere Gabelflüge
Die meisten Urlauber reisen aufgrund ihrer knapp bemessenen Reisezeit mit dem Flugzeug an. Die Wahl des Ankunfts- und des Abflughafens hängt unmittelbar mit der Routenplanung der Rundreise zusammen und kann den Bewegungsradius einerseits erheblich limitieren, andererseits aber auch neue Optionen eröffnen, wenn die Rundreise nicht an dem Ort beginnt, wo sie später aufhören soll. Auf diese Art lassen sich Nord- und Südmarokko sinnvoll miteinander verbinden. So könnte man beispielsweise eine Rundreise in Tanger, Casablanca oder Fès beginnen und den Rückflug von Agadir oder Marrakesch antreten und sich so den Rückweg sparen.
Flüge mit unterschiedlichen Kombinationen der An- und Abflughäfen nennt man Gabelflüge. Mit einer cleveren Routenplanung und einem gut gewählten Gabelflug lassen sich mitunter hunderte Kilometer Weg, viel Zeit und mit etwas Glück auch sehr viel Geld sparen. Mit der Metasuchmaschine Skyscanner lassen sich solche Gabelflug-Kombinationen schnell und flexibel aufspüren.
Eine Liste mit nach Zielorten sortierten Suchanfragen bei Skyscanner ist hier abrufbar.
Achtung: Um bei der Flugbuchung keine irreversiblen Fehler zu machen, sollte die Route der geplanten Rundreise zu diesem Zeitpunkt bereits stehen, wenigstens in groben Zügen. Ist der Zielpunkt vom Ausgangsort innerhalb der vorhandenen Zeit in moderaten Etappen zu schaffen? Ist die Transportfrage geklärt? Dann nichts wie Flüge suchen!
Wie geht es weiter mit der eigenen Rundreise?
Im vierten Teil der Artikelserie über eigene Rundreisen in Marokko wird es um das Thema Unterkunft gehen. Dabei sollen unter anderem die unterschiedlichen Arten marokkanischer Unterkünfte vorgestellt und die Frage beantwortet werden, ob man die jeweiligen Hotels und Riads der Rundreise bereits vorab buchen oder eher spontan anfahren sollte.
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