Vor einigen Tagen melden mehrere Nachrichtenanturen, dass mutmaßliche Salafisten in Marokko über 8000 Jahre alte Felsgravuren zerstört hätten.
Regierung dementiert, Aktivisten sprechen von mehreren Fällen
Demnach soll in der Region Yagour, die sich in der Nähe des Toubkal-Nationalparks befindet, ein in Stein graviertes Abbild der Sonne zerstört worden sein. Den unbekannten Tätern wird ein religiös-fundamentalistischer Hintergrund unterstellt, denn die Sonne könne als Götzenbild verstanden werden, was gegen den monotheistischen Grundsatz des Islam verstoße.
Vorgestern wurde diese Nachricht jedoch vom Kommunikationsminister Mustapha Khalfi bei einer von der Regierung organisierten Tour ins Yagour-Plateau, wo ein gutes Dutzend Sonnendarstellungen sichtbar waren, dementiert. Er betonte, dass sich die marokkanische Regierung für den Erhalt der prähistorischen Zeugnisse, die zur kulturellen Vielfalt des Landes zählten, einsetze. Kritiker werfen der Regierung jedoch das Gegenteil vor.
In Marokko gibt es viele neolithische Petroglyphen
Die Felsgravuren nennt man Petroglyphen. Sie sind weltweit verbreitet und zählen zu den frühesten Kulturäußerungen des anatomisch modernen Menschen.
StoneWatch, eine gemeinnützige wissenschaftliche Gesellschaft zur Erfassung von vor- und frühzeitlicher Felsbilder aus Deutschland, hat 2003 eine Publikation über marokkanische Petroglyphen in den Regionen Yagour und Oukaïmeden herausgebracht. Nach einer kurz Einführung in die frühzeitliche Entwicklung des Landes versammelten die Autoren nicht weniger als 143 Petroglyphen-Fotos, nach deren Betrachtung man versteht, was für eine Bedeutung diese Relikte haben. Das Heft kann kostenlos heruntergeladen werden (pdf-Dokument, 31,6 MB).
(Foto: StoneWatch, 2003)
Im Juli sorgten Islamisten in Mali für weltweite Empörung, nachdem sie – bewaffnet mit Hämmern, Eispickeln und Schaufeln – zahlreiche Mausoleen unwiederbringlich zerstörten. In Marokko wird traditionell ein toleranter sunnitischer Islam praktiziert.