Blind durch Marokko: „Was du nicht siehst“

Sophie Massieu, die von Geburt an blind ist. Gemeinsam mit ihrem treuen Hund Pongo reiste sie um die Welt und entdeckte 40 Länder auf eine Weise, die Sehenden oft verborgen bleibt. Unter diesen Stationen nahm auch Marokko einen besonderen Platz ein.

Sophie Massieus Blindheit führt dazu, dass sie ihre Umwelt anders wahrnimmt und sich stark auf ihre anderen Sinne sowie auf die Unterstützung von Menschen verlassen muss. Diese Abhängigkeit schafft eine tiefgehende Verbindung zu ihren Mitmenschen und eröffnet eine einzigartige, inspirierende Perspektive. Die Dokumentation „Was du nicht siehst“ hebt sich dadurch angenehm von herkömmlichen Reisedokus ab.

Die Reise durch Marokko

massieu

Sophie Massieu begann ihre Entdeckungsreise in den verschneiten Bergen des Hohen Atlas, unweit von Oukaïmeden. Hier besuchte sie das abgelegene Berberdorf Tamghist, in dem die Zeit scheinbar stillzustehen scheint. Seit nur wenigen Jahren gibt es dort Elektrizität. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern tauchte sie in deren Alltag ein: Sie lernte, Gras zu mähen, erlebte die herausfordernden Arbeitswege der Männer und nahm an einer Feier der jungen Mädchen teil. Besonders bewegend war die herzliche Gastfreundschaft, die Sophie und Pongo in diesem abgelegenen Winkel Marokkos erfahren durften.

Auf dem Markt von Asni, wo sich Berber aus der Umgebung samstags mit Lebensmitteln und anderen Waren eindecken, traf Sophie Driss, der sie einlud, ein paar Tage in seinem Heimatdorf zu verbringen. Diese Begegnungen spiegelten eindrucksvoll den Stolz und die Herzlichkeit der Berber wider.

Marrakesch: Ein Fest der Sinne

Die nächste Station ihrer Reise führte Sophie nach Marrakesch, auf den berühmten Platz Djemaa el Fna. Hier tauchte sie in einen Strudel aus exotischen Geräuschen, Gerüchen und Geschmäckern ein. Gnawa-Musik begleitete ihren Weg, der Duft von Datteln und Orangen wechselte sich mit dem markanten Geruch der traditionellen Gerbereien ab.

Sophie lernte Mustafa kennen, der ihr den herausfordernden Beruf des Gerbers näherbrachte. Später durfte sie bei einem Handwerker miterleben, wie Leder in der Medina verarbeitet wird. Besonders beeindruckend war ihre Begegnung mit Hassan, dessen Familie seit Generationen auf dem Platz ein Freiluftrestaurant betreibt. Hassan kochte mit Sophie Harira, die berühmte marokkanische Suppe. Gemeinsam bereiteten sie diese in riesigen Töpfen zu, die über 400 Liter fassen. Abends wird die Suppe auf dem Djemaa el Fna ausgeschenkt, wo der Platz sich in eine riesige, lebendige Kantine verwandelt.

Ein weiteres Highlight in Marrakesch war der Besuch des Jardin Majorelle. Hier erlebte Sophie die faszinierende Welt der Kakteen durch ihre Hände und ließ sich die Bedeutung des berühmten „Majorelle-Blaus“ erklären, einer Farbe, die sie nicht sehen, aber dennoch auf ihre Weise erleben konnte.

Arganöl und kletternde Ziegen in Essaouira

Von Marrakesch reiste Sophie weiter in Richtung Atlantik nach Essaouira. Hier besuchte sie eine Arganöl-Kooperative, in der Berberfrauen nach traditionellen Methoden das wertvolle Öl herstellen. Sie erfuhr von der kulturellen Bedeutung des Arganöls und war beeindruckt, wie viel Handarbeit in der Produktion steckt.

Ein amüsantes und überraschendes Erlebnis waren die Ziegen, die mit erstaunlicher Geschicklichkeit auf die Arganbäume klettern, um die Früchte zu fressen. Diese Bilder bleiben wohl jedem Besucher Essaouiras unvergessen.

Eine besondere Dokumentation

Die Dokumentation „Was du nicht siehst“ eröffnet durch Sophie Massieus Perspektive eine berührende und zugleich inspirierende Sicht auf Marokko. Sie zeigt, wie Barrieren durch Vertrauen und Offenheit überwunden werden können, und lässt die Zuschauer das Land nicht nur mit den Augen, sondern vor allem mit dem Herzen und den anderen Sinnen erleben.

Mehr Dokumentationen und Reportagen über Marokko sind in der Mediathek aufgeführt.

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