Am 9. Juli begann der diesjährige Ramadan, der traditionelle und religiös bestimmte Fastenmonat im islamischen Kalender. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verzichten die praktizierenden Gläubigen auf Essen und Trinken, davon ausgenommen sind Schwangere, Kranke und Kinder.
Während dieser Zeit folgt das Leben in Marokko einem anderen, einem ruhigeren Takt. Die sonst so regen Händler sitzen ermattet in ihren Läden und sehnen sich nach dem Untergang der Sonne, die das Fastenbrechen einläutet. Ich bin gerne während des Ramadan in Marokko und verzichte dort ebenfalls darauf, tagsüber zu essen oder zu trinken — zumindest in der Öffentlichkeit. Gleichsam genieße ich Ruhe, die als Ergebnis einer allgemeinen Mattheit vorherrscht und das sonst turbulente Marktleben auf angenehme Art entschleunigt, obwohl viele Fastende nicht entspannt sind, sondern abgespannt und müde. Ein positiver Effekt des Fastenmonats ist, dass man weit weniger Touristen antrifft.
(Foto: Trekking in Marokko)
Für Reisende bedeutet der Ramadan ein paar Einschränkungen, da viele Restaurants und Cafés tagsüber geschlossen bleiben. Es wird nachts gegessen und gefeiert — viele versuchen, am nächsten Tag möglichst lange zu schlafen. Brot ist häufig nur abends erhältlich und viele Banken sind nur vormittags geöffnet. Es fahren manchmal weniger Busse und zum Ende des Fastenmonats, das in familiärem Kreis mit einem dreitägigen Fest gefeiert wird, sind sehr viele Marokkaner zu ihren Verwandten unterwegs.
Der Ramadan hat aber auch eine politische und populistische Dimension, um die es in einem hörenswerten und aktuellen Feature von Alexander Göbel (ARD-Hörfunkstudio Rabat) geht. Er berichtet vom Verschwinden ramadanfreier Zonen, vom Distinktionspotenzial des Fastenbrechens und verweist auf die zunehmende Kontrolle des öffentlichen Raums in Marokko, mit der politischer und sozialer Druck auf Fastenbrecher ausgeübt wird. Fasten als Herrschaftsinstrument, das die Illusion einer gemeinsamen Identität aufrecht erhält. Nicht politisch, aber dafür umso persönlicher, beschreibt Carissa D. Lamkahouan in einem aktuellen Text für die Islamische Zeitung die Tradition des Ramadan und fokussiert dabei vor allem auf das gemeinsame Fastenbrechen im Kreis der Familie.
- Durch die Erinnerungen verbunden (Islamische Zeitung, 14.07.2013)
Was habt ihr für Erfahrungen mit dem Ramadan in Marokko gemacht?
Ramadan-Termine:
Ramadan 2013: 09.07 — 07.08.
1. Tag des Ramadanfests: 08. Aug. 2013
2. Tag des Ramadanfests: 09. Aug. 2013
3. Tag des Ramadanfests: 10. Aug. 2013
Ramadan 2014: 28.06. — 27.07.
1. Tag des Ramadanfests: 28. Juli 2014
2. Tag des Ramadanfests: 29. Juli. 2014
3. Tag des Ramadanfests: 30. Juli. 2014
Ramadan 2015: 18.06. — 16.07.2015
Ramadan 2016: 06.06. — 05.07.2016
Ramadan 2017: 27.05. — 24.06.2017
Wann ist Ramadan zu Ende?
Steht doch im Artikel 🙂
27. Juli 2014