Allgemeine Aussagen über die Reiseführer von Lonely Planet zu treffen, ist schwierig, da sich die Qualität von Land zu Land teilweise erheblich unterscheidet. Im Falle Marokkos kann die wichtigste Einschätzung aber schon vorab gegeben werden: Dieser Lonely Planet gehört neben Erika Därrs Handbuch für individuelles Entdecken zu den besten Reiseführern für den Urlaub in Marokko.
Die wichtigsten Infos und der Blick über den Tellerrand
Das Buch beginnt gleich mit einer Karte, auf der viele interessante Reiseziele und die entsprechenden Seitenangaben im Buch vermerkt sind. Danach folgt eine Fotogalerie mit 25 touristischen Highlights, von Legzira und Essaouira über Marrakesch, Casablanca und Chefchaouen, dem Dades-Tal und dem Hohen Atlas bis hin zu den Sanddünen in der Sahara. Hier bekommt man als reisender Leser schon mal Vorfreude und behält einige Plätze, an denen man unbedingt gewesen sein muss, im Hinterkopf.
Der Lonely Planet zeichnet sich vor allem dadurch aus, den Blick nach rechts und links zu wagen und scheinbar Irrelevantes mit einzubeziehen. So startet das Buch gleich mit einigen praktischen Listen, welche 10 Dinge man in Marokko unbedingt erlebt haben sollte oder welche marokkanischen Filme man kennen muss.
Außerdem werden gleich acht verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, die grobe Route des Urlaubs zu planen. Diese sind mit ungefähren Reisezeiten versehen und reichen von einer Küstentour über eine Reise zu den Nationalparks, einer Rundreise im Süden, einer Streckenführung mit dem Fokus auf die UNESCO-Weltkulturerbstätten oder einer Tour, die nach kulinarischen Gesichtspunkten strukturiert ist.
Typisch für den Lonely Planet ist der Blick über den Tellerrand. Dieser wird zum Beispiel im Green-Index am Ende des Reiseführers deutlich, der alle im Buch aufgeführten Anlaufpunkte und Projekte, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen, zusammenfasst. Im Gegensatz zum Handbuch für individuelles Entdecken wird hier auch mehrfach auf kulturelle und subkulturelle Highlights aufmerksam gemacht, von der HipHop-Bewegung in Fès, den Metalheads aus Meknes bis zur Schwulenszene in Marrakesch erfährt man hier viele interessante Hintergründe.
Im Lonely Planet gibt es ein eigenes Trekking-Kapitel, das zu einer eigenen Tour inspirieren kann. Ein sehr kompakter Konversationsteil rundet das Buch ab und kann in Notfällen hilfreich sein.
Dürftiges Kartenmaterial
Das Kartenmaterial des Lonely Planet schneidet in der Kritik seiner Nutzer verhältnismäßig schlecht ab. Wer mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist, sollte sich sowieso eine richtige Straßenkarte besorgen. Aber auch die Übersichtspläne der Orte ließen in der alten Auflage zu wünschen übrig. Hier hat das Handbuch für individuelles Entdecken auf jeden Fall die Nase vorn.
Mit Hintergrundwissen über Geschichte, Geographie, Kultur, Religion und Architektur Marokkos wird ebenfalls relativ sparsam umgegangen — nur 70 Seiten sind diesen Themen gewidmet.
Fazit: Die Mischung machts!
Der Lonely Planet richtet sich noch immer vorwiegend an Backpacker, Individualreisende und Menschen, die mit dem Motorrad oder dem Auto unterwegs sind, auch wenn viele Low-Budget-Unterkünfte im Gegensatz zu früheren Ausgaben nicht mehr im Buch enthalten sind. Er gehört neben dem Handbuch für individuelles Entdecken zu den besten Reiseführern für den Marokko-Urlaub.
Den ehrlichen Bewertungen zu den verschiedenen Hotels kann man trauen und die angegebenen Kosten stimmen in der Regel. Auch die Preisangaben und Abfahrtsorte für Busse und Sammeltaxis sind fast immer richtig.
Backpackern in Marokko empfehle ich, sich den Lonely Planet sowie entweder Erika Därrs Reise Know-How Reiseführer Marokko* oder ihren aktuellen Reise Know-How Reiseführer Südmarokko mit Marrakesch, Agadir und Essaouira* zu beschaffen. Beide Bücher zusammen liefern eine unschlagbare Kombination aus detaillierten Informationen zu fast allen Orten, interessanten Hintergrundgeschichten und tollen Tourvorschlägen.
Im Bereich Reiseführer sind weitere Rezensionen zu Reiseliteratur zu finden.
(Fotos: Trekking in Marokko), *Amazon