Teile der marokkanischen Regierung forderten in den vergangenen Wochen die Legalisierung des Hanfanbaus — wird in Marokko bald das Gras freigegeben?
Wie Die Welt vor kurzem berichtete, befürworten Abgeordnete der regierenden islamistischen „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ (PJD) eine Gesetzesvorlage der marokkanischen Lobbygruppe „Netzwerk zur industriellen und medizinischen Nutzung von Marihuana“, die sich für die Legalisierung und wirtschaftliche Nutzung von Cannabis-Produkten einsetzt. Unterstützung für den Vorschlag gibt es auch aus den Reihen der Opposition.
Den Politikern und Lobbyisten geht es bei ihren Plänen nicht allein um die Entkriminalisierung der geschätzten 800.000 Marokkaner, deren Existenz derzeit vom illegalen Hanfanbau und der Produktion von Haschisch gesichert wird und die dabei fast 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Königreichs generieren. Ihnen schwebt vielmehr vor, „die medizinischen Wirkungen der Pflanze herauszustellen und an Exporte und den Verkauf an die Pharmaindustrie zu denken“, wie der Abgeordnete Abdelahim Allaoui (PJD) zitiert wird.
Das könnte ausländische Investitionen ins Land locken und womöglich entwickelt sich aus dem Hanfanbau ein in jeder Hinsicht potenter Wirtschaftssektor. Eine Legalisierung würde außerdem die kriminellen Strukturen rund um den Vertrieb des Haschisch empfindlich stören und der defizitären Außenhandelsbilanz Marokkos auf die Sprünge helfen.
Der Gouverneur der Region Hoceima-Taounate, wo der illegale Hanfanbau besonders verbreitet ist, träumt bereits davon, die Legalisierung der Haschisch-Produktion in drei Jahren erreichen zu können. Das dürfte zwar angesichts der europäischen Drogenpolitik illusorisch sein, doch es ist auch eine Chance auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen in einer der ärmsten Regionen Marokkos.
- Islamistische Regierung in Marokko plant Export von Marihuana (Die Welt , 30.07.2013)
(Foto: PeterFranz / pixelio.de)