Stagnierende Outdoor-Branche: Hat sich der Goldrausch vorerst erledigt?

Der Outdoor-Markt hat mit einem geschätzten Volumen von rund 2 Milliarden Euro wohl seine größten Potenziale ausgeschöpft. Durch zahlreiche Wettbewerber, die auf den Markt drängen, geraten angestammte Hersteller und Vertriebe unter Druck und drosseln ihre Gewinnerwartungen für das laufende Jahr.

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Branchenprimus Globetrotter gab vor wenigen Wochen bekannt, dass nach der Einweihung des Standorts Stuttgart in naher Zukunft keine weiteren Filialen eröffnet werden sollen. Der größte deutsche Outdoor-Händler beschäftigt derzeit 1500 Angestellte und ist an acht Standorten vertreten. Mit seinem Online-Shop hat das Unternehmen auch im Internet die Nase vorn und präsentierte erst vor wenigen Monaten einen Relaunch von Globetrotter.de. Doch das meist zweistellige Umsatzwachstum der vergangenen Jahre, das die Expansion dieses Unternehmens erst ermöglichte, flaut ab — für das Geschäftsjahr 2012 wird mit zwei bis vier Prozent gerechnet. Der Markt sei überschätzt worden und habe sich nicht so entwickelt, wie gehofft — Outdoor sei nach wie vor eine Nische.

Doch andererseits hat Outdoor längst im Mainstream Fuß gefasst, allen voran im Bereich Bekleidung. In unzähligen Städten werden hochwertige und vor allem hochpreisige Funktionsjacken mit dem berühmten Tatzenmotiv an Menschen verkauft, die damit nun auf ihrem Weg zur Arbeit vor den schlimmsten Unwettern gefeit sind. Eine schier unzählbare und beinahe täglich wachsende Masse an Online-Shops und Outdoor-Versänden setzt inzwischen die angestammten Marktteilnehmer mit Restposten und Kampfpreisen unter Druck, der nicht zuletzt an die Produzenten weitergegeben wird, die sich immer mehr vom Traditionsunternehmen zum Investitionsobjekt verändern. Zudem erhöhen Billigprodukte aus Fernost den Konkurrenzdruck. Um einen Preiskampf zu verhindern, kündigten die großen Outdoor-Marken Deuter, Lowa und Mammut unlängst an, den Handel mit ihren Produkten auf Internetplattformen wie Amazon oder Ebay unterbinden zu wollen.

Jack Wolfskin erreichte 2012 mit einem Umsatz von 351 Millionen Euro beinahe das Ergebnis des Vorjahres, aber eben auch nur beinahe. Besser hingegen scheint es beim deutschen Outdoor-Hersteller Vaude zu laufen. Dessen Geschäftsführerin Antje von Dewitz stellt zwar „eine gewisse Stagnation“ im Outdoor-Markt fest, doch sei man mit den eigenen Marken Edelrid und Vaude weiterhin auf Erfolgskurs und peile für 2013 ein zweistelliges Wachstum an. Fakt ist, dass der Markt weitestgehend abgesteckt ist. Wer hier noch nennenswerte Anteile übernehmen möchte, muss sehr viel Geld in die Hand nehmen. Kurzfristig profitieren Kunden von dem zunehmenden Konkurrenzdruck auf dem Outdoor-Markt. Langfristig könnte etablierte Unternehmen, die unter fairen Arbeitsbedingungen hochwertige und ausgeklügelte Produkte herstellen lassen, im Dauerpreiskampf irgendwann die Puste ausgehen.

  • Outdoor-Marken meiden Amazon und Ebay (Welt, 09.07.2013)
  • Jack Wolfskin will wieder cool sein (FAZ, 12.07.2013)
  • Die große Outdoor-Sause ist vorüber (Wirtschaftswoche, 10.07.2013)
  • Der Outdoor-Händler Globetrotter reagiert… (ad hoc news, 04.08.2013)
  • Globetrotter-Chef im Interview „Der Outdoor-Markt wurde überschätzt“ (FAZ, 04.08.2013)

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