Marrakesch: Demonstrationen und Proteste gegen die Regierung

Am 28. Dezember ist es in Marrakesch im Zuge einer Demonstration gegen die Erhöhung von Strom- und Gaspreisen zu Ausschreitungen zwischen Protestierenden und Polizei gekommen, dabei wurden laut Innenministerium 30 Menschen festgenommen und mehr als 60 Leute verletzt. Am 13. Januar ist mit weiteren Protesten zu rechnen.

POLIZEI LÖSTE DEMONSTRATION GEWALTSAM AUF

Nach Angaben der marokkanischen Behörden wird den Festgenommenen vorgeworfen, die nicht genehmigte Demonstration organisiert zu haben. Sie seien für Gewalt und Vandalismus verantwortlich, unter anderem wird von Steinwürfen auf die Polizei geredet, die ihrerseits Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt haben soll.

Nachdem die Polizei am 28. Dezember versuchte, die Demonstration aufzulösen sei sie von den Protestierenden überraschenderweise angegriffen worden. Dabei wurden mehrere Polizeiautos zerstört. Die Tumulte gingen bis in die Nacht. Auf einem bei Youtube veröffentlichten Video ist deutlich zu erkennen, wie planlos die Polizei gegen die Demonstrierenden vorging und ab Minute 02:25 wird sehr deutlich sichtbar, dass die Sicherheitskräfte ihrerseits Steine aufsammelten und auf die Protestierenden warfen.

KEIN REGIMEWECHSEL IN SICHT, STATTDESSEN BEHUTSAME TRANSFORMATION

Volker Perthes, deutscher Experte für die arabische Welt und den mittleren Osten, sieht die Entwicklungen des Maghrebs in seinem empfehlenswerten Buch Der Aufstand: Die arabische Revolution und ihre Folgen (2011) hoffnungsvoll und positiv. Er prognostiziert für Marokko keinen Sturz des Regimes, wie man ihn in den maghrebinischen Staaten Tunesien, Ägypten oder Libyen beobachten konnte, sondern zählt das Königreich zu den halbdemokratischen Transformationsstaaten, vergleichbar mit Jordanien oder Kuwait, die sich langsam und von innen heraus liberalisieren und ihren Völkern mehr politische Partizipationsmöglichkeiten zugestehen.

Die gegen die Regierungen gewandten Proteste artikulieren die Unzufriedenheit mit Korruption, Ungerechtigkeit und dem Mangel an Lebensperspektiven einer überwiegend jungen Generation, der weder ideologisch noch religiös motiviert ist. Dabei wird allerdings die Position des Königs Mohammed VI. nicht in Frage gestellt. Der Monarch reagierte vor einem Jahr schneller als viele seiner Amtskollegen von Tunis bis Kairo, erhöhte rasch die Subventionen wichtiger Grundnahrungsmittel und kündigte neben eine liberalisierende Verfassungsreform an, für die das Volk in einer Wahl positiv votierte.

13januar-marokko

In sozialen Netzwerken wird gerade massiv für die Jugendbewegung 13. Januar (Mouvement de la jeunesse 13 Janvier‎s) geworben, die an die Bewegung 20. Februar anknüpfen soll. An diesem Tag ist mit weiteren Zusammenstößen zwischen Polizei und demonstrierenden Marokkanern zu rechnen. Wer zu dieser Zeit in Marokko ist, sollte allerdings nicht in Sorgen und Kopfzerbrechen verfallen. Der beste Kompass in solchen Situationen ist der gesunde Menschenverstand!

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